Schulcomputer sind da - Konzepte fehlen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Baden-Württemberg sieht noch viele Fragen des Multimedia-Einsatzes in Schulen ungelöst.

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  • dpa

Trotz weitgehend gesicherter Finanzierung von Schulcomputern sieht die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Baden-Württemberg noch viele Fragen des Multimedia-Einsatzes in Schulen ungelöst. "Geld für Computer allein reicht nicht", sagte der GEW-Landeschef Rainer Dahlem in einem dpa-Gespräch.

In zahlreichen Schulen gebe es zwar eine gute Computerausstattung, aber keine ausreichende technische Betreuung für die Netzwerke. In einigen Schulen seien die PCs schon wieder veraltet. Vor allem müsse viel stärker darauf geachtet werden, dass die Verwendung der Multimedia-Technik sinnvoll in pädagogische Konzepte eingebettet ist. "Das Lernen muss sich verändern, ob mit oder ohne PC", sagte Dahlem.

Die Landesregierung in Stuttgart und die Spitzen der kommunalen Landesverbände hatten am vergangenen Dienstag verabredet, für die Ausstattung der Schulen mit weiteren Computern jährlich 50 Millionen Euro aus dem kommunalen Investitionsfonds bereitzustellen. Diesem Gesprächsergebnis müssen allerdings die Gremien der Kommunalverbände erst noch zustimmen.

Dahlem räumte ein, dass in den vergangenen Jahren in Baden-Württemberg viel für die Computer-Technik in den Schulen getan wurde. "Die Geräte sind das geringere Problem", sagte der GEW-Chef. Er plädierte dafür, den Lehrern, die Multimedia einsetzen, mehr Freiraum für die Pädagogik zu geben. In die technische Betreuung der Computer an den Schulen sollten die insgesamt 65 Medienzentren im Land -- die früheren Landes- und Kreisbildstellen -- viel stärker einbezogen werden. "Lehrer sind als Systemadministratoren auch zu teuer", fügte Dahlem hinzu.

Christian Müller-Gebhard vom Pädagogischen Medienzentrum in Mannheim sieht noch erhebliche Defizite beim Einsatz der PCs: "In den vergangenen acht bis zehn Jahren war die Diskussion rein technisch bestimmt. In den Schulen hatten vor allem die Mathematik- und Informatiklehrer das Sagen." Auch das Kultusministerium habe über längere Zeit einem "platten Technikfetischismus" gefrönt.

Die Verknüpfung der Computer-Technik mit neuen pädagogischen Konzepten werde bisher zu wenig koordiniert, sagte Müller-Gebhard: "Es gibt viele Parallelangebote." Hier seien Rahmenvorgaben für konzeptionelle Grundlagen notwendig. Bei den Bildungsplänen gebe es in diesem Punkt noch erheblichen Nachholbedarf. An etlichen Schulen seien bei der Arbeit mit den Computern aber auch sehr kreative Ansätze zu beobachten.

Die wiederholt erhobene Forderung, mittelfristig alle Schüler mit tragbaren Computern auszustatten, ist nach Dahlems Ansicht überzogen. Er plädierte stattdessen dafür, bei bestimmten Projekten Laptops als mobile Arbeitsstationen einzusetzen, die dann an ein Netzwerk in der Schule angeschlossen werden können. (dpa)/ (cp)