Kopierschutz entzweit Industrie und Hollywood

In den USA veranlasst ein Gesetzentwurf zur Kopierschutzthematik die Hersteller von Computern und elektronischen Konsumgütern zu einem Hilfeschrei.

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Von
  • Eckhard Paul

Ein Gesetzentwurf im Umfeld der heiß diskutierten Kopierschutzthematik, der von Hollywoods Filmgrößen wie Disney, Universal und MGM unterstützt wird, veranlasst die Hersteller von Computern und elektronischen Konsumgütern zu einem Hilfeschrei. Die Industrie fürchtet um den Verlust von Schlüsseltechnologien, würde der Entwurf in dieser Form als Gesetz verabschiedet.

Der von Senator Fritz Hollings vorgeschlagene so genante Security Systems Standards and Certification Act hat unter anderem zum Inhalt, dass jedes interaktive digitale Gerät Sicherheitsmerkale aufweisen müsse, die vor dem US-Handelsminister Gnade finden. Demnach seien "Herstellung, Import, Inverkehrbringen oder anderweitige Verbreitung nicht-konformer interaktiver Geräte strafbar". Sollte der Entwurf verabschiedet werden, so gilt er als bundesweit einheitliche Vorschrift. Eine Übereinkunft über den Entwurf soll innerhalb der nächsten 12 Monate gefunden werden – andernfalls entscheidet das National Institute of Standards and Technology (NIST) über die Einführung von entsprechenden Sicherheitsstandards.

Insbesondere das OEM-Geschäft in den Bereichen Computer- und Fernsehtechnik, Settop-Boxen sowie prozessorgesteuerter Geräte würde die Auswirkungen drastisch zu spüren bekommen. Doch die OEM-Anbieter machen bereits im Vorfeld einer möglichen Gesetzesvorschrift ihrem Unmut Luft. Für Ende Oktober dieses Jahres ist eine Anhörung vor dem Senatsauschuss unter Vorsitz von Fritz Hollings angesetzt. Nach Worten von James Burger, der in Washington Telekommunikationsangelegenheiten anwaltlich vertritt, sei das Rechtsystem nicht dafür ausgelegt, sich um die Belange der Geräteherstellung zu kümmern. Weitere Einschnitte befürchten Experten auch bei der Übertragung von Inhalten, sehen sie sich hier der Willkür Hollywoods ausgesetzt, Sendungen nach Belieben zu steuern.

Auch Kopierschutzexperten zweifeln die Schlüssigkeit des Entwurfs an. Der Kryptoexperte Bruce Schneier meinte, dass "die Unterhaltungsindustrie nur den Versuch startet, die Rechner der Anwender als Entertainment-Konsolen einzusetzen, und somit die Kontrolle über Hard- und Software gewinnen wolle."

Der Wunsch nach gesetzlicher Regulierung erwächst aus der Frustration der Filmstudios. Sie bemängeln die fehlende Übereinstimmung beim Thema Kopierschutz unter den Inhalteanbietern sowie den Herstellern von Rechnern und Gütern für die Konsumindustrie. Hollywood sieht die schleppende Einführung des digitalen Fernsehens ebenfalls in den fehlenden Regularien begründet. Es gibt bereits Hinweise darauf, dass verschiedene Filmstudios vor der Einführung digitaler Wasserzeichen stehen. Ziel sei es, bei der digitalen Ausstrahlung die Inhalte mit einer Art Kopierschutz zu versehen. Bereits im Juli hatten sich Sony und Warner auf das DTCP-Kopierschutzverfahren geeinigt. Doch die Mitglieder der Motion Picture Association of America (MPAA) – mit Namen wie Disney, Fox, Universal, MGM und Paramount – erachten das eingeführte Verfahren als noch nicht ausreichend; der Antrag auf ein erweitertes Kopierschutzverfahren beim Digital Transmission Licensing Administrator (DTLA) ließ nicht lange auf sich warten. Ob dies allerdings der geeignete Weg sei, zweifelt DTLA-Präsident Michael Ayers an. (ecp)