Mit Echelon japanische Botschaften abgehört

Nach dem Bericht einer japanischen Zeitung wurde das Lauschsystem Echelon auch gegen Japan zur Wirtschaftsspionage eingesetzt.

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Von
  • Florian Rötzer

Nächste Woche wird der nichtständige Ausschuss über das Abhörsystem Echelon des Europäischen Parlaments den Abschlussbericht vorlegen. Ergebnis: Die Existenz eines globalen, von den Amerikanern betriebenen Lauschsystems wird bestätigt, an dem auch Großbritannien, Australien, Kanada und Neuseeland beteiligt sein sollen und mit dem auch Wirtschaftsspionage betrieben wird. Nach einem Bericht in der japanischen Zeitung Mainichi gibt es darüber hinaus nun auch erstmals in Japan Kritik an Echelon.

Mit Berufung auf Nicky Hager wird in den Bericht behauptet, dass Echelon auch zum Zwecke der Wirtschaftsspionage gegen Japan und zu Gunsten der USA eingesetzt worden sei. Allerdings haben die Abhörer wegen der starken Verschlüsselung nur wenige Informationen erhalten können, versichert die japanische Regierung: "Wir denken", zitiert die Zeitschrift einen Sprecher des japanischen Außenministeriums, "dass nur einfache Dokumente gelesen werden konnten. Es wäre unmöglich gewesen, diplomatische Top-Secret-Dokumente zu lesen."

Nach Hager hat der neuseeländische Geheimdienst vom Lauschposten in Waihopai Kommunikation von japanischen Botschaften oder Konsulaten abgehört, die über Satelliten ging. Seiner Meinung nach hätte die Verschlüsselung eines Großteils der Kommunikation aber geknackt werden können. Unter den abgefangenen Dokumenten wären Berichte von Botschaften und Informationen über Handelsvorgänge, das Fischerweiwesen, Verhandlungsberichte oder Unterstützung von Entwicklungsländern gewesen. In den 80er Jahren habe man beispielsweise durch Echelon Informationen zu den Verhandlungen der japanischen Regierung über Kohlenpreise abhören können, die dazu führten, dass Neuseeland einen vorteilhaften Handel bei seinen Kohlenexporten abschließen konnte. Seit den 90er Jahren sei von Waihopai aus auch das Abhören von Telefongesprächen möglich gewesen; man sei von der ausschließlichen Überwachung japanischer Botschaften zum Abhören von japanischen Fischerbooten und Schiffen übergegangen, die Plutonium transportieren. Das rohstoffarme Japan muss für die zahlreichen AKWs, die 30 Prozent der Stromversorgug abdecken, Plutonium vornehmlich aus Europa einführen.

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