Blogs: erst verkannt, dann verlassen

Laut einer Studie des Statistikinstituts Perseus sind zwei Drittel aller Weblogs seit mindestens zwei Monaten inaktiv. Die Blogging-Welle scheint abzuebben.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Gerald Himmelein

Immer mehr Privatpersonen kommen auf die Idee, Online-Tagebücher und Link-Listen zu führen -- Weblogs oder "Blogs" genannt. Einige dieser Journale haben sich zu journalistischen Quellen entwickelt, andere zu kommentierten Web-Spaziergängen oder zu introspektiven Daseinsbeschreibungen.

Nicht zuletzt aufgrund ihrer Vielfalt haben Blogger lange um Anerkennung gekämpft -- von der Print-Presse verunglimpft, in Online-Magazinen beleidigt, in Suchmaschinen herabgestuft. Und jetzt das: Das amerikanische Unternehmen Perseus, Hersteller von Umfrage- und Statistiksoftware, hat 4 Millionen Weblogs ausgewertet und vor allem Leichen gefunden.

Demnach stammt das typische Blog von einer Teenagerin, die darin zweimal im Monat mit eigenwilliger Rechtschreibung über ihren Alltag berichtet. Wie das Medium sind auch seine Betreiber selbst vorwiegend jung; über die Hälfte der Blogger sind 20 Jahre alt oder jünger, 90 Prozent sind unter 30. Gegen anderen Web-Trends sind Frauen hier geringfügig in der Mehrzahl: Sie stellen 56 Prozent der Blogs.

Selbst wenn die Zahlen nur mit Vorsicht zu genießen sind, bietet die Perseus-Studie einen faszinierenden Einblick in das Blog-Phänomen. So spricht vieles dafür, dass die Welle der Begeisterung über das neue Medium langsam abklingt. Ein Viertel der analysierten Blogs wurden bereits nach dem ersten Posting aufgegeben, 1,6 Millionen Online-Tagebücher nach vier Monaten im Web stehen gelassen. 132000 Blogger haben über ein Jahr durchgehalten, um ihr Blog dann einzustellen. Wer einmal aufgehört hat, fängt selten wieder damit an: Nur 13600 Blogs wurden nach einer längeren Pause wieder aufgenommen.

In seiner statistischen Analyse hat Perseus die Blog-Dienstanbieter Blog-City, BlogSpot, Diaryland, LiveJournal, Pitas, TypePad, Weblogger und Xanga berücksichtigt. Warum dabei Blogger.com außen vor blieb, erklärt die Studie nicht -- Blogger ist der größte Anbieter derartiger Dienste. Schon verständlicher ist der Umstand, dass die Statistiker von ihren Betreibern selbst gehostete Blogs nicht berücksichtigt haben -- ohne eine zentrale Verwaltung lassen sich solche Vertreter der "Blogosphere" schlecht analysieren. (ghi)