Neues Leitbild für die Künstliche Intelligenz gefordert
Die Forschungsrichtung der Künstlichen Intelligenz müsse sich umorientieren, fordert der Augsburger Philosoph Klaus Mainzer in einem Essay in der deutschen Ausgabe von Technology Review .
Die Forschungsrichtung der Künstlichen Intelligenz müsse sich umorientieren, fordert der Augsburger Philosoph Klaus Mainzer in einem Essay in der deutschen Ausgabe von Technology Review . Gesucht sei ein neues Verständnis von Intelligenz, das Maschinen genauso gerecht wird wie dem Menschen. Diese Suche lohne sich schon, schreibt Mainzer, bevor das Ziel erreicht ist: "Die Befreiung vom anthropozentrischen Intelligenzbegriff erschließt technische Anwendungen, an die man früher nicht einmal denken konnte."
Als vor einem halben Jahrhundert die KI-Forschung begann, war sie auf den Menschen fixiert. Sein Denken wollte sie möglichst naturgetreu mit Elektronengehirnen nachbauen -- der alte Traum vom Golem. "Warum diese eindimensionale Sicht?", fragt Mainzer. "Schließlich simulieren die wenigsten selbstbewegten Maschinen das Laufen auf Beinen."
Einen neuen Intelligenzbegriff kann auch Mainzer nur in Umrissen skizzieren: "Wir wissen, dass Intelligenz etwas mit Lernfähigkeit, Anpassung, Abstraktionsvermögen und schöpferischem Denken zu tun hat." Doch er stört sich nicht daran, dass eine umfassende Theorie der Intelligenz noch in weiter Ferne liegt. Eine solche Situation sei nicht ungewöhnlich in der Wissenschaft: "Auch in der Physik ist eine vereinigte Theorie der Naturkräfte höchstens in Umrissen erkennbar. Dennoch arbeiten Hochenergiephysiker, Kosmologen und Materialforscher sehr erfolgreich mit Teilen der unfertigen Theorie." (gr)