Fauler Zauber um Magicalworks
Ein Webhoster und sein Domain-Provider streiten sich zu Lasten der Endkunden.
Wenn zwei sich streiten, freut sich oft der Dritte, aber beileibe nicht immer. Einige Kunden des Hannoveraner Webhosters Magicalworks sind derzeit ratlos und sauer. Ihr Webspace-Verwalter registrierte in der Vergangenheit viele Domains indirekt über das Braunschweiger Unternehmen BCC und bestreitet jetzt, ein Vertragsverhältnis mit dem Registrar zu haben.
Weil BCC nach eigenen Aussagen seit einem Jahr kein Geld mehr von Magicalworks gesehen hat, warnte man Ende Mai über den Kopf des Hosters hinweg per E-Mail dessen Kunden vor einer drohenden Abschaltung der betroffenen com-, net- und org-Domains (CNO). Am 3. Juli schließlich leitete BCC die Domains auf eine eigene Info-Seite um, auf der für jeden Besucher auf verwirrende Weise von ausstehenden Zahlungsforderungen zu lesen war. Außerdem schrieb BCC: "Dies hat zur Folge, dass Ihre Domain am 31.07.2002 gelöscht wird. Um die Löschung zu verhindern, übernehmen Sie die Domain bitte umgehend zu einem neuen Provider."
Zwar hat BCC diese Umleitung mittlerweile wieder rückgängig gemacht, die Frist bis zur Diskonnektierung der Domains bleibt aber formal bestehen. Nach Aussagen des BCC-Geschäftsführers Josef Glöckl-Frohnholzer geht es bei dem Streit um die Gebühr für die Verwaltung von etwa 700 CNO-Domains. Auch bei etwa 1000 de-Domains sei Magicalworks in Zahlungsrückstand gewesen. Diese habe man bereits Anfang des Jahres an die deutsche Registry DeNIC zurückgegeben und dort damit entsprechende Transitverfahren eingeleitet.
Nachvollziehbar ist der Streit zwischen den beiden Firmen für die Kunden nicht. Als Unbeteiligte müssen sie aber die Konsequenzen daraus tragen. So kann es sein, dass ihre Web-Präsenzen plötzlich nicht mehr erreichbar sind. Im Gespräch mit heise online versicherte Glöckl-Frohnholzer allerdings, dass auch nach Verstreichen der Frist die Domains nicht sofort an die CNO-Registry CORE zurückgegeben werden.
Magicalworks hat sich durch seine Kampfpreise im Webhoster-Markt einen Namen gemacht. Nach Angaben des Geschäftsführers verwaltet die GmbH momentan Web-Präsenzen von etwa 4000 Kunden. Der Magicalworks-Geschäftsführer hatte zunächst eine Firma namens Magicalworks Ltd. in London gegründet, deren Eigner er heute noch ist. Im Juli 2001 hob er die Magicalworks GmbH in Hannover aus der Taufe. Die Kontaktadressen der Firmen sind identisch.
Seine englische Firma beschrieb er im Gespräch mit heise online als "Reseller von uns, mit dem wir nichts zu tun haben". BCC habe gegenüber der Hannoveraner Firma keinerlei Ansprüche, da es keinen Vertrag gäbe. Und in London seien keine Rechnungen eingetroffen. In der Tat gibt es keinen Vertrag mit der GmbH. BCC schloss am 29. Dezember 2000 einen Domainproviding-Vertrag mit der Londoner Magicalworks Ltd., der heise online vorliegt -- unterzeichnet vom Geschäftsführer.
Noch im Dezember teilte der Geschäftsführer auf Briefpapier der Magicalworks GmbH zu dem Vertrag eine Änderung der Einzugsermächtigung mit. Auch dieses Fax, an das sich der Geschäftsführer nicht mehr erinnern will, liegt heise online vor. BCC versichert, dass Magicalworks seit Juli 2001 alle Abbuchungen umgehend storniert, diese Ermächtigung also wertlos sei. Nach Angaben von BCC belaufen sich die so aufgelaufenen Schulden momentan auf rund 28.000 Euro. Als Magicalworks seine Kunden dazu aufgefordert hatte, ihre Domains per KK-Antrag zum Registrar Cronon zu ziehen, platzte BCC offensichtlich der Kragen: Man setzte Cronon von der Lage in Kenntnis und blockierte die Umzüge.
Jetzt landet der Streit vor Gericht. BCC-Geschäftsführer Glöckl-Frohnholzer hält die Vorgehensweise von Magicalworks für "Versteckspielerei zu Lasten der Kunden". Es sei "impertinent", wie sich der Geschäftsführer vor der Zahlung der offenen Rechnungen drücken wolle. (hob)