Der gläserne Konsument nimmt Formen an

Die weltweit größte Online-Marketingagentur DoubleClick plant die Zusammenführung von nutzungs- und personenbezogene Konsumentendaten.

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Von
  • Holger Bleich

Ein Schock für alle Datenschützer: Die weltweit größte Online-Marketingagentur DoubleClick plant den Aufbau einer Datenbank, die nutzungs- und personenbezogene Daten von Konsumenten zusammenführt.

Erst letzte Woche kündigte DoubleClick die Fusion mit Abacus Alliance an. Diese Marktforschungsfirma speichert in ihren Datenbanken über zwei Millionen Kundenprofile, die aus aus E-Commerce-Einkäufen gewonnen wurden. Zu diesen Profilen gehören unter anderem Namen, Adressen, Einkaufspräferenzen und demographische Angaben der Kunden. Über seine Server für Werbebanner hat DoubleClick auf der anderen Seite nach eigenen Angaben bereits über 100 Millionen Cookies auf Client-PCs abgesetzt. "Ziel ist es nun", so Pressesprecherin Jennifer Blum unverholen, "all diese Informationen zusammen zu führen."

US-amerikanische Verbraucherschutzverbände zeigten sich in ersten Stellungnahmen entrüstet über die DoubleClick-Pläne. Immer habe man davor gewarnt, dass die Markting-Experten irgendwann das Internet als große Datensammelmaschine missbrauchen würden, sagte Jason Catlett von Junkbusters. "Nun läuft die Maschine an." Marc Rothenberg vom Electronic Privacy Electronic Center (EPIC): "Jetzt ist Alarmstufe Rot für alle Privacy-Unterstützer!" Bereits heute wollen einige Organisationen zusammen eine Klageschrift beim amerikanischen Kartellamt (FTC) einreichen, um die Fusion von DoubleClick und Abacus zu stoppen.

In Deutschland wäre das Vorgehen von DoubleClick eindeutig gesetzeswidrig, erklärten Datenschützer gegenüber c't. Laut Teledienstedatenschutzgesetz (TDDSG) dürfen nutzungs- und personenbezogene Daten nicht zusammengeführt werden. Will ein Anbieter trotzdem Daten erheben, benötigt er dazu die ausdrückliche Einwilligung des Konsumenten. DoubleClick verfährt umgekehrt, also nach dem "opt-out"-Verfahren: Nur auf Wunsch kann der Kunde sein Cookie anonymisieren.

Allerdings scheinen juristische Konsequenzen hier zu Lande eher unwahrscheinlich. Zwar hat DoubleClick eine deutsche Dependance; solange jedoch die US-amerikanische Zentrale alle Konsumentendaten sammelt und verarbeitet, können deutsche Verbraucher nicht viel unternehmen. Und da es in der Regel nicht ersichtlich ist, welcher Server das angeklickte Werbe-Banner liefert, bleibt eine eventuelle Datensammlung ohnehin meist verborgen. Ulrich Kühn, Referent des Hamburgischen Datenschutzbeauftragten, zeigte sich im Gespräch mit c't besorgt über das Vorgehen von DoubleClick. Es sei in jedem Falle zweifelhaft, was die Firma betreibe, und überdies verhalte sich DoubleClick kontraproduktiv: "Was da wieder hinter dem Rücken der Verbraucher geschieht, trägt nicht gerade zum guten Ruf der E-Commerce-Branche bei. Ich halte das für sehr problematisch." (hob)