IP-Carrier Level 3 schluckt Konkurrenten und schreibt Verluste

Praktisch alle Besitztümer des traditionsreichen Carriers Genuity sind in die Hände von Level 3 übergegangen, der bei steigenden Umsätzen weiterhin rote Zahlen schreibt.

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Von
  • Jürgen Kuri

Ende vergangenen Jahres schloss der IP-Carrier Level 3 den Deal ab, nun ist die Übernahme abgeschlossen: Praktisch alle Besitztümer des traditionsreichen Carriers Genuity sind in die Hände von Level 3 übergegangen. In einer E-Mail an die Mitarbeiter betrauert Genuity-Chef Paul Gudonis zwar das endgültige Aus für die alte Firma, freut sich aber, dass die Mehrzahl der Mitarbeiter bei Level 3 unterschlüpfen konnte. Auch Gudonis selbst bekommt einen Job beim neuen Besitzer: Er wird Executive Vice President und nach der Integration von Genuity für potenzielle weitere Zusammenschlüsse und Übernahmen sowie die Firmenstrategie zuständig. Eine kleine Gruppe von Genuity-Mitarbeitern betreut vorerst die Immobilien der Firma, die nicht an Level 3 gingen, und soll die endgültige Schließung von Genuity bewerkstelligen.

Genuity stellt eine ehemalige Abteilung der Firma BBN dar, die die allerersten Bestandteile des Netzes baute, das später zum ARPAnet und damit zur Grundlage des Internet werden sollte (siehe dazu auch: "Hätt ich dich heut erwartet ..." -- Das Internet hat Geburtstag, oder nicht?, c't 21/1999, S. 128). Level 3 ist Dienstleister für IP-Datentransfer und stellt über eigene Glasfasernetze und Internet-Backbones Carrier-Dienste bereit; die Firma betreibt unter anderem ein transatlantisches Glasfasernetz sowie Netze in Europa und den USA. Mit der Übernahme von Genuity bekommt Level 3 nicht nur die IP-Netze der Firma, zu denen Transatlantikstrecken sowie Backbones und Stadtnetze in den USA und Europa gehören, sondern auch langfristige Dienstleistungsverträge und Zugang zu rund 3.000 Kunden, darunter AOL.

In die Meldung zur Genuity-Übernahme mischen sich bei Level 3 aber auch ein paar Wermutstropfen. Denn im vierten Quartal fiel ein Netto-Verlust von 313 Millionen US-Dollar an bei einem Umsatz von 945 Millionen US-Dollar. So richtig traurig will bei Level 3 über das Ergebnis aber niemand sein: Denn trotz der Krise bei den IP-Carriern und Telecom-Firmen konnte Level 3 den Umsatz gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahrs, als noch 326 Millionen US-Dollar umgesetzt wurden, nahezu verdreifachen. Und der Verlust sank im Vergleich zu den 3,3 Milliarden US-Dollar Miesen im Vorjahresquartal massiv; damals mussten allein 3,2 Milliarden US-Dollar Abschreibungen für den Wert der Netzwerke und Umstrukturierungskosten verbucht werden.

Im Gesamtjahr 2002 fiel ein Umsatz von 3,15 Milliarden US-Dollar an, ein Plus von 105 Prozent gegenüber dem Jahr 2001. Die Umsätze mit Kommunikationsdienstleistungen sanken allerdings um 15 Prozent auf 1,1 Milliarden US-Dollar, laut Level 3 vor allem deswegen, da die Umsätze mit Dark Fiber (Backbone-Glasfaserleitungen ohne Netzwerkinfrastruktur) stark rückläufig gewesen seien. Der operative Gewinn im Gesamtjahr betrug 354 Millionen US-Dollar. Für 2003 rechnet Level 3 nun mit Umsätzen zwischen 4 und 4,4 Milliarden US-Dollar. (jk)