Microsoft integriert Digital-TV in Windows-2000-Nachfolger

Microsofts Software für Digital-TV soll in Whistler, den gemeinsamen Nachfolger von Windows 2000 und ME, eingebaut werden.

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Von
  • Jürgen Kuri

Bislang waren die Pläne von Microsoft, Server und Settop-Boxen für digitales, interaktives TV mit hauseigener Software, genannt Microsoft TV, auszustatten, nicht gerade vom Glück verfolgt. Erst musste der niederländische TV-Kabel-Betreiber UPC seine Digital-TV-Pläne wegen Entwicklungsschwierigkeiten bei Microsoft TV zurückschrauben. Kurze Zeit später wurden Überlegungen von AT&T bekannt, sich bei einem anderen Anbieter von Software für interaktives Fernsehen zu bedienen, da Microsoft nicht rechtzeitig liefern könne.

Nun soll die endgültige Version von Microsoft TV in den gemeinsamen Nachfolger von Windows 2000 und ME, bislang unter dem Code-Namen Whistler bekannt, eingebaut werden. Microsoft erhofft sich davon wohl einen Anreiz für Anbieter wie für Verbraucher, Windows nicht nur als PC-System einzusetzen: Mit der Integration in Whistler strebt der Konzern an, dass sowohl Anbieter von Digital-TV ihre Server mit dem Betriebssystem betreiben als auch Verbraucher die heimische Fernsehanlage statt mit einer separaten Settop-Box über den Windows-PC steuern. Nach einem Bericht des Wall Street Journal will Microsoft die Pläne offiziell auf der International Broadcasting Convention in Amsterdam am Freitag dieser Woche vorstellen.

Mit einem PC-Betriebssystem, das gleichzeitig die Aufgaben einer Settop-Box übernehmen kann, hätte Microsoft zumindest einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz wie etwa OpenTV oder PowerTV: Die Dienstleister und TV-Sender müssten für Digital-TV den Kunden nicht zuerst teilweise recht teure Settop-Boxen verkaufen. Zudem wäre das Argument gegen Settop-Boxen hinfällig, bei ihnen sei der normale Internet-Zugang im Vergleich zum PC bislang relativ umständlich und unübersichtlich. Microsoft geht jedenfalls mit der Integration von Whistler einen Schritt weiter in dem Bemühen, Windows-Systeme zur zentralen Steuerungseinheit für das "vernetzte Heim" zu machen. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob das US-Justizministerium solche Pläne nicht als neuen Beweis, Microsoft versuche seine dominierende Stellung bei PC-Betriebssystemen zur Beherrschung anderer Märkte einzusetzen, für die Auseinandersetzung mit dem Konzern in der nächsten Runde des Kartellprozesses ansieht. (jk)