Mit Nvidia im Atomium
Das Wahrzeichen der Brüsseler Weltausstellung von 1958 musste als spektakuläre Umgebung herhalten, um in Europa Nvidias neuestes Grafikwunder zu präsentieren.
Diesmal musste das betagte Wahrzeichen der Brüsseler Weltausstellung von 1958 als spektakuläre Umgebung herhalten, um Europas Fachpresse Nvidias neustes Grafikwunder zu präsentieren. Entsprechend groß war das Gedrängel und entsprechend lang die Warteschlangen vor dem einzigen Fahrstuhl, der Nvidia-Personal, Kartenhersteller und Journalisten zwischen den zwei von Nvidia gebuchten Kugeln des Atomiums hin- und zurück befördern musste.
Marketing-Chef Dan Violi gab dann die Erklärung: So wie das Atomium den Übergang von der Kohle-Energie in das Atomzeitalter repräsentiere, so stehe der GeForce4-Chip für eine neue Ära in der 3D-Grafiktechnologie. Schließlich würde der GeForce4-Baustein mehr Fließkommaleistung aufbringen als 1985 auf der ganzen Welt zur Verfügung stand und selbst alle jemals ausgelieferten Voodoo-Graphics-Chips zusammen könnten nicht die Geometrieleistung des GeForce4-Bausteins erreichen.
Nach dem selbstbewussten Pathos folgte tatsächlich ein Feuerwerk beeindruckender Demos. Filigrane, krakenartige Meeresbewohner glitten majestätisch durch Unterwasserwelten aus bis zu 10 Millionen Dreiecken und pelzige Wolfsmutanten schlichen einsam durch nächtlich Gassen. Schade nur, dass Spiele doch immer etwas nüchterner aussehen als diese Technologiedemos. Ob der GeForce4 nun tatsächlich da ist oder nicht, ist allerdings die Frage. Die Kartenhersteller haben für die Vorbereitung ihrer Produktion gerade erst einmal fünf Chips erhalten, und die deutsche Presse musste sich für die Vorbereitung der Berichte ganze zwei Testmuster teilen.
Die Hersteller sehen folglich kaum eine Chance, Karten mit dem leistungsstarken GeForce4 TI 4600 noch vor der CeBIT ausliefern zu können. Das weckt Erinnerungen an den Start des GeForce3 im vergangenen Frühjahr. Da hieß es ebenfalls "zur CeBIT", tatsächlich dauerte es aber bis Anfang Mai, bis erste Exemplare im Handel waren. Erheblich besser fallen die Prognosen für den GeForce4 MX440 aus, der in der nächsten Woche erhältlich werden könnte. Er liegt etwas unterhalb des Niveaus des GeForce2 Ti und des Radeon7500, und ist mit 150 bis 170 Euro etwas günstiger.
Bereits beim GeForce4 MX460 werden die Angaben vage. Es kursieren einige wenige Muster und erste Vorserien sollen in den nächsten Tagen eintreffen. Ob es der MX460 noch vor Ablauf des Monats bis zu den Händlern schafft, kann zurzeit niemand versprechen. Interessant ist der 460er in jedem Fall. Die Grafikkarten kosten keine 200 Euro und einige Hersteller wollen ihn mit schnelleren Speichern kombinieren. MSI will 3,3-ns-Chips einsetzen und Gainward eventuell 2,9-ns-Chips. Der eigentlich für 275 MHz Speichertakt spezifizierte Baustein könnte dann seinen Speicher mit 300 MHz und mehr betreiben und GeForce2 Ti und Radeon7500 hinwegfegen. Die in Brüssel demonstrierte Grafikpracht bleibt der MX-Serie mangels Vertex- und Pixel-Shader allerdings verwehrt. (Manfred Bertuch) / (law/c't) / (jk)