Eindeutige Identifikation durch Iris-Scan

Personen lassen sich durch das Einscannen der Regenbogenhaut des Auges schneller und sicherer identifizieren als mit jeder anderen computergesteuerten Erkennung.

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Von
  • Andreas Grote

Personen lassen sich durch das Einscannen der Regenbogenhaut des Auges schneller und sicherer identifizieren als mit jeder anderen computergesteuerten Erkennung, die sich an Fingerabdruck, Gesicht oder Stimme orientiert. Zu diesem Ergebnis kommen jetzt zwei britische Studien. Die meisten Iris-Erkennungssysteme basieren auf einem Algorithmus des Mathematikers John Daugman von der Cambridge University. Dieser rechnet das aus kleinen Furchen und Erhebungen bestehende Iris-Muster in einen 2000-Bit-Strichcode um, der anschließend in einer Datenbank gespeichert und mit anderen Iris-Einträgen verglichen werden kann.

Um die Eindeutigkeit und somit Sicherheit der Iris-Erkennung zu belegen, hat Daugman nun in der weltweit umfangreichsten Studie (erschienen in: Proceedings of the Royal Society B, vol 268, p 1737) anhand über 2.000 verschiedener Iris-Aufnahmen von Personen aus Großbritannien, den USA und Japan 2,3 Millionen Vergleiche durchgeführt. Das Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Codes übereinstimmen, liegt bei 1 zu 7 Milliarden. "Und genau diese Eindeutigkeit macht den Vorteil der Iris-Erkennung aus", resümiert Daugman.

Zu dem gleichen Ergebnis kommt auch Tony Mansfield vom National Physical Laboratory, der in seiner Untersuchung über zwei Millionen Tests durchführte, bei denen es ebenfalls zu keiner doppelten Übereinstimmung bei der Erkennung kam. Dagegen registrierte der Wissenschaftler bei den alternativen biometrischen Erkennungssystemen Fingerabdruck, Gesicht und Stimme eine Fehlerquote zwischen 10 und 25 Prozent. In einem Projekt der Firma Eyeticket, dem weltweit führenden Unternehmen bei biometrischen Erkennungssystemen, konnten seit Mai letzten Jahres eine halbe Million Freiwillige auf einem Flughafen in North Carolina fehlerfrei identifiziert werden.

Das Iris-Erkennungssystem zu täuschen ist fast ausgeschlossen, denn selbst genetisch identische Zwillinge oder das rechte und linke Auge einer einzelnen Person haben so unterschiedliche Codes wie zwei völlig verschiedene Menschen. Denn obwohl die Farbe der Iris genetisch festgelegt ist, vermuten Forscher, dass ihr unverwechselbares Muster, ähnlich dem menschlichen Fingerabdruck, von Zufälligkeiten während der Embryoentwicklung bestimmt wird. Einmal ausgewachsen verändert sie sich jedoch offensichtlich nicht mehr. "Ich habe Iris-Fotos gesehen, die im Abstand von 25 Jahren aufgenommen wurden, und ich konnte keine Veränderung feststellen", betont Daugman. Selbst die schreckliche Vorstellung, dass sich jemand des Auges einer fremden Person bedient und es in die Kamera hält, um beispielsweise Zugang zu Sicherheitsbereichen zu erlangen, funktioniert nicht: "Die Pupille dehnt sich in diesem Fall auf über 80 Prozent aus und die Hornhaut wird trübe", erklärt Daugman. Beide Effekte sind leicht von der Software zu entdecken. Auch entsprechend angefertigte Kontaktlinsen, die eine Iris imitieren sollen, kann das System ebenso von einer richtigen Iris unterscheiden, da diese im Gegensatz zu einer gewölbten Kontaktlinse nahezu flach ist.

Durch die positiven Ergebnisse sah sich nun auch die International Air Transport Association dazu veranlasst, den Londoner Heathrow-Flughafen zu ermutigen, das Iris-Erkennungssystem JetStream von Eyeticket bei der Einwanderungs- und Ticket-Kontrolle testweise einzusetzen. Im Oktober startet das Pilotprojekt, das die Vorgänge bei der Ankunft von Fluggästen beschleunigen soll. Ankommende Passagiere, die zuvor mit ihrer Iris bei der britischen Einwanderungsbehörde registriert wurden, brauchen dann bei der Passkontrolle lediglich in eine Videokamera hineinschauen. Nach weniger als zwei Sekunden ist ihre Identität festgestellt, sodass sie passieren können. Das soll allen Beteiligten nicht nur Zeit, sondern auch Geld sparen. Eyeticket erwartet, dass bald auch andere Großflughäfen diese Vorteile testen wollen.

An dem Pilotprojekt nehmen zunächst 2.000 Geschäftsreisende aus den USA teil, die regelmäßig mit den beiden Fluggesellschaften Virgin Atlantic und British Airways über Heathrow nach England einreisen. Der Pilotversuch ist der erste Test überhaupt, die Passagierabfertigung ganz auf biometrische Erkennung zu übertragen. JetStream ermöglicht darüber hinaus, den Passagier auf seiner gesamten Reise zu identifizieren, indem ihm bei der Iris-Erkennung eine Identifikationsnummer zugewiesen wird, über die das System mit den Flughafen- und Airline-Computern kommuniziert, um den Passagier leichter durch die Check-in-Prozedur, die Gepäckkontrolle und die Boarding- und Passkontrolle zu bringen.

"Unser Ziel ist nicht, die Einwanderungskontrolle zu automatisieren und Angestellte einzusparen, sondern wir sehen es als Ergänzung an", meint Anna Dorricott von der britischen Einwanderungsbehörde, die die Ergebnisse des Projekts erst einmal abwarten will. John Tincey von der Immigration Service Union dagegen schränkt ein, dass man durch den Iris-Scan zwar die Identität von Personen feststellen kann, aber noch lange nichts über deren Absichten im Land weiß. Für ihn macht es daher nur für eine bekannte Gruppe von Leuten wie Geschäftsreisende Sinn und nicht für die Allgemeinheit. (Andreas Grote) / (jk)