Peanuts für Bill Gates und Druck für die Hightech-Firmen

Der reichste Mann der Welt erhält durch Microsofts Dividendenzahlung rund 100 Millionen US-Dollar; der Druck auf die US-Hightech-Firmen erhöht sich, Dividenden auszuschütten.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der laut Forbes reichste Mann der Welt darf sich über einen warmen Geldregen freuen, auch wenn der Betrag angesichts eines geschätzten Vermögens von 43 Milliarden US-Dollar wie Peanuts erscheint: Rund 100 Millionen US-Dollar bringt die Dividenden-Zahlung, die Microsoft überraschend ankündigte, dem Konzern-Übervater Bill Gates.

Nach den zuletzt vorgelegten Zahlen, die Microsoft bei der US-Börsen- und Handelsaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) einreichte, besitzt Bill Gates 611.749.300 Microsoft-Aktien. Bei einer angekündigten Dividende von 0,16 US-Dollar pro Aktie entspricht dies einer Dividenden-Ausschüttung an Bill Gates von 97,88 Millionen US-Dollar. Steve Ballmer, CEO von Microsoft, dürfte sich ebenfalls freuen: Seine 235.484.037 Microsoft-Aktien bringen ihm eine Dividenden-Zahlung von 37,68 Millionen US-Dollar. Andere Einzel-Investoren können da nicht ganz mithalten: So beträgt die Dividende etwa für Microsoft-Mitgründer Paul Allen, der als drittgrößter Einzelaktionär des Unternehmens noch 138.438.282 Aktien besitzt, 22,15 Millionen US-Dollar. Bei insgesamt 5.346.450.000 ausgegebenen Microsoft-Aktien beläuft sich die insgesamt auszuschüttende Dividende auf 885,432 Millionen US-Dollar. Öffentlich gehandelt werden davon 4.462.100.000 Aktien -- die freien Aktionäre erhalten also zusammen eine Dividende von 713,936 Millionen US-Dollar.

Was sich absolut und angesichts der Tatsache, dass Microsoft zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte eine Dividende ausschüttet, beeindruckend anhört, stieß bei einzelnen Anlegern aber schon auf Kritik: Sie betrachten die Dividende als zu niedrig -- das vor allem angesichts von Microsoft angehäufter Bar-Reserven von über 43 Milliarden US-Dollar und geringerer Risiken durch das Ende des Kartellprozesses. Die Dividendenrendite beträgt gerade einmal 0,29 Prozent -- der Durchschnitt bei den Firmen im Aktienindex Standard&Poor's 500 liegt bei 1,71 Prozent.

Immerhin aber bedeutet die Zahlung einer Dividende eine Abkehr von Microsofts langjährigem Mantra, statt einer Dividendenausschüttung die Reserven lieber für Forschung und Entwicklung vorzusehen. Microsofts Finanzchef John Connors bezeichnete den nun angekündigten Plan als "guten Start" und hielt für die Zukunft höhere Dividenden für wahrscheinlich. Bislang ist es unter den Hightech-Firmen weitgehend unüblich, Dividenden auszuschütten, so denn überhaupt Reserven für solche Maßnahmen übrigbleiben. Microsofts Ankündigung dürfte nun den Druck auf andere Firmen mit mehr oder weniger hohen liquiden Reserven erhöhen, auch an ihre Aktionäre eine Dividende auszuschütten. Ein Oracle-Sprecher -- die Datenbankfirma kann auf rund 5,48 Milliarden US-Dollar liquide Mittel bauen -- hielt sich vornehm zurück und bezeichnete die Microsoft-Ankündigung gegenüber dem Wall Street Journal als "sehr interessant". Viele Firmen warten allerdings noch ab, ob der Vorschlag von US-Präsident George W. Bush, die Bundessteuern auf Dividenden abzuschaffen, durchkommt, um dann neu über eventuelle Dividendenzahlungen zu entscheiden. Hewlett-Packard und Intel auf der anderen Seite schütten bereits Dividenden aus. (jk)