Dem Chaos auf der Spur

"Das Chaos ist überall", sagt Jürgen Kurths, Physiker an der Universität Potsdam. Die Uni ist Austragungsort der 6. Internationalen Konferenz über experimentelle Ergebnisse der Chaosforschung.

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  • dpa

"Das Chaos ist überall", sagt Jürgen Kurths, Physiker an der Universität Potsdam. "Das ist aber kein Grund zum Fatalismus, denn es gibt kein absolutes Chaos, sondern immer Chaos mit bestimmten Teilstrukturen", meint der Forscher.

Für den Laien mag der Unterschied unerheblich sein, für die Forscher ist es die Chance, mittels Computer und mathematischer Modelle selbst in chaotischen Abläufen wie etwa dem Wetter noch Aussagen und Vorhersagen treffen zu können. Von Sonntag bis Donnerstag wird an der Universität die 6. Internationale Konferenz über experimentelle Ergebnisse der Chaosforschung ausgerichtet.

"Diese Konferenz ist wichtig, weil sie sich mit der praktischen Anwendung der Chaosforschung befasst", erläutert Kurths, der zu den Organisatoren des Treffens zählt. "Wir erwarten etwa 150 Experten aus 24 Ländern, sowohl ausgesprochene Chaosforscher als auch Spezialisten, die sich von anderen Gebieten her damit befassen. Wir rechnen mit heißen neuen Erkenntnissen unter anderem auf dem Gebiet der Neurowissenschaften."

Die "Entdeckung" des Chaos Ende der 70er Jahre sei ein Schock für die Welt der Wissenschaft gewesen. "Man erkannte, dass es Systeme gibt, die extrem empfindlich auf Veränderung der Umgebung reagieren. Ein praktisches Beispiel aus dem Straßenverkehr: Alle fahren noch, und auf einmal gibt es ohne ersichtlichen Grund Stau. Oder ein Zugunglück: Ein winziges defektes Teil kann ausreichen, um ein im Ganzen vernünftiges System entgleisen zu lassen." Bei solchen Systemen helfe es auch nicht, einfach immer mehr Wissen über ihr Verhalten anzuhäufen.

"Selbst mit den besten Methoden können wir nicht sagen, wie das Wetter im Juli 2047 ist. Aber wir können die Vorhersage verbessern, und dank der Chaosforschung ist ja die mittelfristige Wetterprognose immer weiter verlängert worden." Es gehe somit darum, die zeitlichen Grenzen der Erkenntnis abzustecken. (dpa) / (jk)