SCO vs. Linux: Linux-Steuer oder Sicherheit [Update]

Das Unix-Traditionshaus und ehemalige Linux-Distributor hielt sich bedeckt, was die Vorlage des angeblich in Linux kopierten Unix-Codes betrifft; Beobachter interpretieren SCOs neue Lizenz-Initiative als "Linux-Steuer".

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Von
  • Detlef Borchers

Die Reaktionen auf den Vorstoß von SCO, eine spezielle Lizenz von UnixWare an Firmen zu verkaufen, die Linux-Server einsetzen, fallen sehr unterschiedlich aus. Mit dem Kauf einer solchen Spezial-Lizenz sollen die Firmen von allen möglichen Forderungen freigestellt werden, die SCO gegen IBM und andere durchsetzen möchte. George Weiss von der Beratungsgesellschaft Gartner bezeichnete den Vorstoß als "Linux-Steuer" -- sofern Firmen auf das Angebot reagieren.

Auch Gordon Haff von der Firma Illuminata erklärte im Anschluss an die Telekonferenz von SCO, dass eine Linux-Steuer drohe -- wenn nicht die großen Linux-Distributoren wie Red Hat oder Suse aktiv werden. Nicht wenige Kommentatoren der neue Lizenzpolitik von SCO sehen hier das eigentliche Moment: "Die Strategie ist klar: SCO geht auf die Endkunden der großen Linux-Häuser zu und zwingt diese damit, selbst aktiv zu werden. So können weitere Klagen vor Gerichten anhängig werden, die insgesamt die Anwender verunsichern, bis sie die SCO-Lizenz kaufen", erklärte Mark Radcliffe von der auf Intellectual-Property-Fragen spezialisierten Rechtsanwaltskanzlei Gary Gray in San Diego.

In der Telekonferenz zur neuen SCO-Politik wurde SCO-Chef Darl McBride gefragt, wann die Firma Beweise für die unberechtigte Übernahme von Unix-Code durch Linux-Programmierer vorlegen werde. McBride gab darauf keine konkrete Auskunft, grenzte aber die Problembereiche anders ein als bisher von SCO dargestellt. Auf die direkte Nachfrage, welche Code-Zeilen IBM denn nun 1:1 übernommen habe, erklärte McBride ausdrücklich, dass dies nicht bei IBM passiert sei, zumindest nicht in primärer Instanz. Dennoch gebe es diesen direkt übernommenen Code, den SCO "zu gegebener Zeit" vorlegen werde.

Einen zweiten Bereich der Verletzung eigener Rechte skizzierte McBride im Umfeld der Unix-Erweiterungen, die Firmen wie IBM programmierten und dann in das Linux-Umfeld übertrugen. In diesem Bereich verortete McBride das Read-Copy-Update (RCU) und die NUMA-Architektur (non-uniform memory access) für Server-Systeme. Als dritten Bereich nannte er die Tatsache, dass in Linux "Unix-Konzepte und Methoden" enthalten seien, die geistiges Eigentum von SCO sind. In dieser Hinsicht deutete McBride an, dass SCO gegen die "Urheber der nachlässigen Art, wie Linux produziert wurde" vorgehen könnte.

Aus der sehr vage gehaltenen Formulierung lesen Beobachter die Möglichkeit heraus, dass SCO direkt Linus Torvalds verklagen will -- in ähnlichen Andeutungen hatte sich SCO schon einmal geübt. Torvalds selbst stellte in der vergangenen Woche auf einem Diskussionspodium anlässlich der CA World in Las Vegas klar, dass er sich nicht mehr über SCO und die Klagen dieser Firma äußern werde.

Dass IBM ablehnend auf den neuerlichen VorstoĂź von SCO reagierte, ist jedoch kaum verwunderrlich: Dies sei lediglich der letzte taktische Schritt, um den UnterstĂĽtzern und Nutzern von Linux in Firmen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die rechtlichen AnsprĂĽche von SCO seien ohne Basis, habe man immer wieder betont: "SCO scheint von Kunden Zahlungen auf Basis von Behauptungen zu fordern, nicht auf Basis von Fakten." (Detlef Borchers) / (jk)