DVD-Recorder: Publikumsliebling und Zankapfel der Urheber
Bei kaum einem technischen Gerät zeigt die Absatzkurve derzeit so steil nach oben wie bei DVD-Recordern.
Bei kaum einem technischen Gerät zeigt die Absatzkurve derzeit so steil nach oben wie bei DVD-Recordern. "Das ist ein riesiger Wachstumsmarkt", ist sich Peter Weber von Panasonic im Vorfeld der Internationalen Funkausstellung in Berlin sicher. "Die Recorder kosten nur noch ein Viertel von dem, was sie zur Einführung vor zwei Jahren gekostet haben", sagt Klaus Petri von Philips. Er rechnet für die kommenden Jahre mit dem Einstieg von No-Name-Anbietern in den Markt, die die Preise weiter drücken werden. "Wie bei den Playern wird es auch bei den Recordern jede Menge Anbieter geben, sodass der Preiskampf stärker wird."
Trotz der großen Popularität der Geräte haben sich die Hersteller aber bislang nicht auf einen einheitlichen Standard einigen können. Während etwa Pioneer mit seinen Produkten das DVD-RW-Format unterstützt, setzen Philips und andere große Hersteller bei den digitalen Videorecordern auf das DVD-Format mit dem Pluszeichen: DVD+R- und DVD+RW. Die Nummer zwei auf dem deutschen Markt, Panasonic, favorisiert dagegen DVD-RAM. Zwei Vorteile hat das RAM-Format, meint man bei Panasonic: "Während noch aufgenommen wird, kann man zeitversetzt das bereits Aufgenommene oder etwas anderes sehen." Bislang gibt es keine Recorder mit +RW und -RW, die dieses Time-Shifting beherrschen. Zudem sei die Lebensdauer der RAM-Scheiben, die mit und ohne Hülle im Handel erhältlich sind, länger. Sie können bis zu 100.000 Mal neu beschrieben werden. Als bislang einziger Hersteller auf dem deutschen Markt bietet Sony einen DVD-Recorder an, der +RW und -RW erkennt. "Wir setzen auf die Formate, die die größte Verbreitung haben", sagt Sprecherin Myriam Hoffmann.
Der Marktanteil der -RW-Recorder liegt auf dem europäischen Markt bei einem Prozent, die RAM-Variante hat nach einer GfK/Intelect-Studie 27 Prozent Marktanteil. 72 Prozent setzen auf die Silberlinge mit +RW. Weltweit sieht die Verteilung anders aus: Dort haben die +RWs einen Anteil von 27 Prozent, die -RWs liegen bei 21 Prozent und die RAM-Technik ist mit 56 Prozent führend. Das liegt nach Webers Angaben vor allem an den amerikanischen und japanischen Märkten, die auf den RAM-Standard setzten. "Der europäische Markt hängt noch weit zurück, aber auch hier wird sich dieses Format durchsetzen", ist Weber überzeugt.
Anders sehen das namhafte Firmen wie Philips, Sony, Mitsubishi, HP, Dell, Yamaha und andere, die sich in der DVD+RW-Allianz zusammengeschlossen haben und die Verbreitung des Plus-Formats forcieren. Sie wollen die Kompatibilität sowohl der Medien als auch der Abspiel- und Aufnahmegeräte sicherstellen. So soll eine aufgenommene DVD nicht nur von allen DVD-Playern und -Recordern abspielbar sein, sondern auch in den PC-Laufwerken funktionieren. Zudem solle die DVD nicht nur Filme aufnehmen können, sondern universelles Speichermedium sein.
Aber nicht nur das Format ist ein Zankapfel. "Das ist ein weiteres Medium, das zur Verbreitung von Raubkopien beiträgt", sagt Diane Gross, Öffentlichkeitsreferentin der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen. Nicht so pessimistisch sieht das Oliver Trettin, der stellvertretende Geschäftsführer des Bundesverbandes Audiovisuelle Medien (BVV). "Grundsätzlich ist das nichts anderes als ein Videorecorder, und damit leben wir seit 20 Jahren gut", sagt er. Viel mehr Angst habe die Videoindustrie vor den DVD-Brennern im PC. "Die sind wie gemacht für Raubkopien: Man lutscht sich Filme aus dem Internet und brennt sie von der Festplatte auf eine DVD."
Auch die Hersteller der DVD-Recorder sind sich beim Rechteschutz einig. "Wir stehen auf der Seite der Rechteinhaber", sagt Panasonic- Sprecher Weber. So hat zum Beispiel das von Panasonic favorisierte DVD-RAM-Medium einen Vorteil fĂĽr die Medienindustrie, den die meisten Nutzer als entscheidenden Nachteil ansehen: Ein aufgenommener Film kann zwar wieder angesehen und archiviert, aber nicht auf anderen DVD-Playern abgespielt werden. Philips-Sprecher Petri weist auf den Unterschied zwischen Brennern und Recordern hin: "Der DVD-Recorder ist nicht zum Kopieren von Filmen da, sondern um Fernsehsendungen zu archivieren, eigene Filme aus dem Camcorder abzuspielen und zu bearbeiten sowie Bilder aus der Digitalkamera am Fernseher anzuschauen." (Verena Wolff, dpa) / (jk)