Verfassungsschutz: Drastische Zunahme extremistischer Websites

Die Zahl der Internetseiten rechts- und linksextremistischer Gruppen ist laut baden-württembergeschichem Verfassungschutz gestiegen, auch die Aktivitäten ausländischer Extremisten nähmen zu.

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  • dpa

Die Zahl extremistischer Internetseiten ist in den vergangenen sechs Jahren drastisch gestiegen. Dies geht aus einem am Montag vorgelegten Bericht des baden-württembergischen Verfassungsschutzes hervor. Danach gibt es derzeit insgesamt 1300 deutsche Webseiten mit rechtsextremen Inhalten. Ende 2000 waren es noch 800, im Jahre 1996 sogar nur 32. Linksextreme Gruppierungen sind mit insgesamt 1200 deutschsprachigen Seiten online. Ausländische Extremisten mobilisieren ihre Anhänger ebenfalls zunehmend über das weltweite Netz. Seit Jahren im Internet ist auch die Scientology-Organisation, deren Aktivitäten ebenso aufmerksam überwacht werden.

Die wachsende Zahl extremistischer www-Angebote geht allerdings einher mit einer rasanten Zunahme der Internet-Nutzung insgesamt. So erhöhte sich bei der .de-Registry Denic die Zahl der Länder-Domains für Deutschland von einer Million im Oktober 1999 auf fünf Millionen im November 2001.

Die Skinhead- und Neonaziszene bietet auf elektronischem Weg zunehmend Musik und bewegte Bilder an. So stellten die Computerexperten des Verfassungsschutzes audiovisuelle Angebote wie Internet-Radio, Video-Filme und Musik sowie Tondokumente im MP3-Format fest. Die passenden CD-HĂĽllen fĂĽr das Selbstbrennen werden gleich mitgeliefert. Ebenso wĂĽrden kostenlos Computerspiele mit strafbarem oder indiziertem Inhalt verbreitet.

Die linksextremistischen Internetseiten nahmen nach Erkenntnissen der Geheimdienstleute zwar ebenfalls stark zu. Diese virtuelle Propaganda verzichte aber weit gehend auf akustische oder optische Verstärkungselemente. Den Linken gehe es mehr um den Aufbau von Kommunikationsstrukturen und eine bessere Vernetzung untereinander.

Im Visier des Verfassungsschutzes sind die Internet-Aktivitäten von ausländischen Extremisten ebenso wie von islamistischen Vereinen oder Gruppierungen. Die ausländischen www-Angebote fahren häufig zweigleisig: Neben einer heimatsprachigen Homepage werden auch Seiten in deutscher Sprache angeboten. Meist werden die Angebote von Servern im europäischen Ausland eingespeist.

Aktuelles Beispiel für politische Auseinandersetzungen im Internet sei der Palästina-Konflikt. Die militärischen Kämpfe würden teilweise von proislamischen, propalästinensischen und proisraelischen Hackergruppen virtuell fortgesetzt. Von dem "elektronischen Kampf" sind mittlerweile die www-Angebote zahlreicher Einrichtungen und Einzelpersonen betroffen. Auch die Regierungsseiten von acht Staaten, darunter Israel, Iran und USA, wurden bereits angegriffen. (dpa) / (jk)