Amazon.de macht Kleinverlegern das Leben schwer

Kleinverleger geben auch unbekannten Autoren eine Chance. Jetzt dreht der Bookshop-Riese Amazon.de dieser wichtigen Verlegergruppe den Geldhahn weiter zu.

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Von
  • Michael Kurzidim

Marc Albrecht blickt mit sorgenvollen Augen in die Zukunft, denn vor einigen Tagen flatterte dem Chef des Web-Site-Verlages eine folgenschwere E-Mail ins Haus. Sein Online-Kooperationspartner Amazon.de will die Gebühren für Kleinverleger erhöhen, und Albrecht sieht seine Gewinnmarge dahinschmelzen wie Schnee in der Sonne.

Mussten Kleinverleger wie Marc Albrecht bis jetzt um die 25 Prozent des Endverkaufspreises an den Bookshop-Riesen abdrücken, so werden jetzt mindestens 30 Prozent fällig, wenn die Verleger selbst die Portokosten übernehmen. Trägt Amazon.de die Portokosten, steigt die Marge sogar auf mindestens 40 Prozent (so eine interne E-Mail, die heise online vorliegt). Diese Kosten seien absolut handelsüblich, betont allerdings Amazon-Pressesprecher Felix Pretzel.

"Die hauptsächliche Begründung für hohe Margen bei Büchern liegt darin, dass der Händler [wie zum Beispiel Amazon.de, Anm. d. R.] ein hohes Risiko eingeht, wenn er Titel ins Lager nimmt, deren Abverkaufmöglichkeit unklar ist", erklärt Albrecht. Amazon.de bestellt bei Kleinverlegern aber gar keine umfangreichen Buchkontingente, sondern reicht einzelne Kundenbestellungen lediglich durch. Ergo: Das Risiko entfällt. Warum also steigen die Gebühren?

Die Situation ist auch deshalb so prekär, weil Amazon.de der einzige große Internet-Buchhändler sei, der direkt beim Verlag Bücher bestelle, meint Albrecht. Mit der angekündigten Konsolidierungsmassnahme wird Kleinverlegern und unbekannten Autoren das Leben schwer gemacht. Die Leidtragenden sind letztendlich die Leser. (ku)