Dieser Klick schadet ihrer Gesundheit

Amerikanische Internet-Dienstleister, die für illegale Pillen werben, stehen mit einem Bein im Gefängnis.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 233 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Michael Kurzidim

Einen Blick in die Zukunft der Internet-Apotheke können deutsche Pillendreher in den Vereinigten Staaten tun. Dort liefern Web-Dienstleister verschreibungspflichtige Medikamente wie das Schmerzmittel Vicodin, das Antidepressivum Xanax oder die Sextablette Viagra auf E-Mail-Anfrage aus, ohne dass die Käufer ein medizinisches Rezept nachweisen müssten. Viele der Web-Apotheken preisen in Anzeigen auf hoch frequentierten Seiten ihre Dienste an, schmuggeln sich in die Ergebnislisten von Google und Co.

Der Kampf gegen die illegalen Medikamentenversender geht nun in die nächste Runde. Nicht nur die Online-Apotheken selbst, sondern auch Internet-Dienstleister, die Anzeigen für illegale Pillenverkäufer auf ihren Seiten platzierten, verstießen gegen geltendes Recht, meinen amerikanische Pharmakonzerne. "Suchmaschinen, die solche Werbebanner auf ihren Seiten platzieren, begeben sich selbst in juristisch trübes Fahrwasser", erklärt Richard Cleland von der Federal Trade Commision (FTC), die in den Staaten unter anderem die Regeln für Online-Werbung aufstellt.

Der Vorwurf trifft Suchmaschinen wie Google an einer empfindlichen Stelle, bestreiten die Internet-Pfadfinder doch einen Großteil ihres Umsatzes durch den Verkauf von Anzeigen, die dann, mit Suchbegriffen wie "Vicodin" oder "Viagra" verknüpft, auf den Ergebnislisten der Anwender erscheinen. Tippt der Internet-Surfer ein bestimmtes Suchwort ein und startet danach die Recherche, ruft das auch die mit dem Suchbegriff verkoppelte Anzeige auf den Bildschirm. "Bezahlte Hits haben eine Welt geschaffen, in der man den Wert von Schlüsselwörtern nach Heller und Pfennig berechnen kann", sagt Matthew Berk von Jupiter Research. Die Suchmaschine Google, für die sich jüngst Microsoft interessierte, kommt dadurch auf einen geschätzten Marktwert von 15 Milliarden Dollar.

Werbeanzeigen pauschal zu sperren, die zum Beispiel mit dem Schlüsselbegriff "Vicodin" verknüpft seien, sei nicht sinnvoll, weil durch eine solche Maßnahme auch Organisationen, die Vicodin-Süchtigen helfen wollten, ausgeschaltet würden, meint Google-Unternehmenssprecher David Krane, lenkt damit aber vom eigentlichen Problem ab. Längst übernimmt Software auf den Top-Seiten des Web die eher lästige und zeitaufwendige Arbeit, Anzeigen zu platzieren. Durch eine neue Gesetzeslage könnten Internet-Dienstleister dazu gezwungen werden, jedes Werbebanner einzeln anzufassen, was den Marktwert der betroffenen Unternehmen mindern würde.

Auf Nummer sicher gehen Anzeigenverkäufer im Gesundheitswesen, wenn sie sich an die zertifizierten Online-Apotheken halten, die die "National Association of Boards of Pharmacy" (NABP) auflistet. Bislang bescheinigte die NABP 14 Pillenverkäufern, den Medikamentenhandel im Web rechtmäßig und mit medizinischem Sachverstand zu betreiben. (ku)