High-End-Audioformate: Warten auf den Boom

DVD-Audio und Super Audio CD gelang es trotz angeblich ungeahnter Hörgenüsse bislang nicht, sich durchzusetzen. Die Musikindustrie reagiert mit einer Marketingkampagne und Neuauflagen beliebter Klassiker.

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Von
  • Nico Jurran

Bereits seit geraumer Zeit blasen die High-End-Audioformate DVD-Audio und SACD (Super Audio CD) zum Sturm auf die etablierte Audio-CD -- mit angeblich ungeahnten Hörgenüssen, wahlweise sogar in Mehrkanalton. Dennoch gelang es keinem der beiden Formate bislang, sich auf breiter Front durchzusetzen. Die (zumindest) abwartende Haltung der Konsumenten ist nicht nur in Deutschland zu beobachten: Auch in den USA eroberten die High-End-Formate bislang nur die Herzen weniger Musikliebhaber. Gefragt sind also neue Strategien zur Kundenrekrutierung.

Das US-Label Abkco Records will nun Audiophile durch die Wiederveröffentlichung von insgesamt 22 Rolling-Stones-Scheiben auf SACD gewinnen. In den kommenden Monaten sollen die ersten Aufnahmen der Band aus dem Jahre 1963 ebenso erscheinen wie die 1986 veröffentlichte "Singles Collection: The London Years". Neuere Scheiben wird Abkco wohl nicht herausbringen, da die Stones bereits seit etlichen Jahren bei Virgin unter Vertrag stehen; doch schon jetzt soll Abkco für die Rechte pro Titel 250.000 US-Dollar gezahlt haben. Auf ein Surround-Remixing der Stereo-Klassiker verzichtet Abkco -- und bestätigt damit wieder einmal den Ruf der SACD als Medium für Stereophile: Die große Mehrheit der 400 in den USA veröffentlichten SACD-Scheiben bieten lediglich Stereo-Ton, fast alle der schätzungsweise 225 amerikanischen DVD-Audio-Discs hingegegen verlustfrei komprimierten 5.1- beziehungsweise 5.0-Sound.

Da die meisten DVD-Audio-Discs auch noch eine Dolby-Digital-Mehrkanal-Spur enthalten, die sich auch auf gewöhnlichen DVD-Playern wiedergeben lässt, greifen nicht selten Heimcineasten zu diesen Scheiben -- auch wenn sie den hochauflösenden Sound selbst gar nicht nutzen können. Vielleicht wollte die Gruppe von DVD-Audio-Verfechter um die Firmen Warner Music Group, 5.1 Entertainment, Century Theaters und Dolby im vergangenen Monat gerade diese Filmliebhaber gewinnen, als sie hochauflösende Musik von Eric Clapton, Buena Vista Social Club, Barenaked Ladies und Dishwalla in 25 amerikanischen Kinos als Vorprogramm zu "Star Wars: Episode 2" laufen ließen.

Aber diese Aktion zeigte anscheinend noch nicht ganz die erhoffte Wirkung: So berichtet die US-Website AudioRevolution.com unter Bezug auf interne Quellen nun, dass Warner Music in den USA die Listenpreise für seine DVD-Audio-Discs um bis zu 35 Prozent senken will -- sie würden damit von derzeit rund 26 US-Dollar auf ein Niveau zwischen 17 und 19 US-Dollar fallen.

In Deutschland ist eine derartige Aktion seitens der -- hier zuständigen -- Warner Vision wohl vorerst nicht vorgesehen. Auf Nachfrage von heise online hieß es, dass man beachten müsse, dass DVD-Audio-Discs in den USA schon länger angeboten würden. In Deutschland plane man hingegen für den Herbst eine größere Aktion, bei der auch neue Titel veröffentlicht werden sollen. Genauere Angaben würden allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt gemacht. (nij)