Napster zur Abkehr von Peer-to-Peer geraten

Nach einer neuen Studie, die sich mit der Frage beschäftigt, wie Napster profitabel arbeiten kann, soll die Online-Tauschbörse sich von der Peer-to-Peer-Technik abwenden.

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Von
  • Nico Jurran

Nach einer neuen Studie, die sich mit der Frage beschäftigt, wie die Online-Tauschbörse Napster profitabel arbeiten kann, wird den Betreibern die Abkehr von der Peer-to-Peer-Technik empfohlen. Autor der Studie ist das Marktforschungsunternehmen Webnoize, das die Entwicklungen bei Napster seit einigen Monaten beobachtet und gerade berichtete, dass die Online-Tauschbörse an der Kapazitätsgrenze angelangt sei. Nun wollte man die Frage klären, wie Napster trotz Einführung einer Gebühr überleben könnte. Die komplette Studie soll in den nächsten Tagen veröffentlicht werden, einige Kernthesen wurden bereits im Vorfeld genannt.

Für die Analysten hängt der kommerziellen Erfolg vor allem von der Beseitigung der "Lieferprobleme" ab, mit denen Napster derzeit zu kämpfen habe. So würden immer wieder Lieder ohne korrektes Ende auf den Festplatten der Anwender landen, da die Übertragung vor dem Empfang sämtlicher Daten abbrechen würde. Da diese Dateien wiederum automatisch anderen Usern zum Download zur Verfügung gestellt würden, verfielfältige sich das Problem schnell.

Webnoize schlägt daher ein neues Modell vor, welches mit Digital Music Aggregators (DMA, eine eigene Wortschöpfung des Unternehmens) arbeitet. Diese Server sollen die Daten von einem zentralen Ort an den Anwender liefern, um – so ein Webnoize-Sprecher – "auf diese Weise Kosten zu reduzieren". Bis zum Jahre 2003 könne man mit DMAs 12 Millionen Nutzer erreichen, zumal nach der Idee von Webnoize Firmen wie MP3.com, WalMart.com und America Online zusammenarbeiten sollen. DMAs sollten "später alle Komponenten der digitalen Musik, die heute verstreut im Web liegen, bündeln".

Betrachtet man die Vorschläge der Marktforscher, lässt sich nicht ausschließen, dass diese das Peer-to-Peer-Prinzip, welches bereits bei anderen Unternehmen wie Intel auf großes Interesse gestoßen ist, nicht ganz verstanden haben – oder aber in weiser Voraussicht einen zentralen Server als Vereinfachung für die Abrechnung von Lizenzgebühren empfehlen. Dazu passen auch die "Visionen" von Webnoize, wonach die User die Lieder dank DMAs zukünftig "auf ihren heimischen PC oder Player herunterladen können" sollen.

Napster dürfte sich derweil mehr Sorgen um die Position des Unterhaltungs- und Elektronik-Konzerns Sony machen. Dessen Präsident Nobuyuki Idei lehnt es ab, an der Musikplattform Napster teilzunehmen, bei der Bertelsmann kürzlich eingestiegen ist. "Bertelsmanns Vereinbarung mit Napster wirkt leider nur wie eine Schmerztablette – also kurzfristig", sagte Idei in einem Interview mit dem Spiegel. (nij)