Premiere wittert Morgenluft

Der Bezahlsender sieht seine Finanzlage nicht nur bis zum Herbst gesichert, sondern will 2004 sogar die Gewinnzone erreichen.

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Von
  • Andreas Steinwede

Premiere-Chef Georg Kofler hat Auskunft über die Zukunft des Pay-TV-Senders gegeben. Dabei überraschte er mit der Aussage, das Premiere mit drei Millionen Abonnenten die Gewinnschwelle voraussichtlich bereits im Laufe des Jahres 2004 erreichen wird. Bislang war dieses Ziel für den Jahreswechsel 2004/2005 angestrebt worden. Der Abosender hat im zweiten Quartal 2002 tatsächlich seine operativen Verluste entscheidend reduziert. So betrug das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) minus 89 Millionen Euro, während es im zweiten Quartal des Vorjahres noch bei minus 221 Millionen Euro lag.

Das gute Ergebnis beruht nach Koflers Angaben unter anderem auf neuen Verträgen mit Dienstleistern und Lieferanten, einer Reduzierung des Personals und einer Einigung mit den Gläubigerbanken. Gleichzeitig sei es gelungen, in den vergangenen Monaten 175.000 neue Abonnenten zu gewinnen, wobei allein seit Einführung des Premiere Start-Paketes Anfang Mai 17.000 Haushalte dazu gekommen seien.

Mit zunehmendem Erfolg des digitalen Fernsehens, so glaubt Kofler, wird auch das Interesse an Premiere steigen, sodass schon 2006 mit knapp vier Millionen Nutzern zu rechnen sei. Abgesehen davon ist der Premiere-Chef hoffnungsfroh, dass ein großer Anteil von derzeit mehreren hunderttausend Schwarzsehern ins Lager der regulären Abonnenten wechseln wird. Genährt wird diese Hoffnung durch einen beabsichtigten Wechsel des Verschlüsselungssystems, der aber auch einen Austausch sämtlicher Smartcards mit sich bringen würde. Der jährliche Schaden durch Schwarzseher liegt für Premiere nach eigenen Angaben derzeit bei über 100 Millionen Euro.

Nach einem Bericht des Finanzmagazins Capital überlegt Premiere sogar einen Tabubruch: Angeblich denke der Sender daran, im Pay-per-View-Verfahren mit Hardcore-Pornos neue Abonnenten zu ködern. Gegenüber heise online wies Premiere diese Darstellung jedoch als falsch zurück: Kofler strebe lediglich eine "differenzierte rechtliche Einordnung" an, die im Ergebnis dazu führe, dass der "Near-Video-On-Demand-Dienst" des Abosenders rechtlich als Teledienst zu bewerten sei. Nach einer Neustrukturierung des Jugendschutzes, die sicherlich noch ein bis zwei Jahre in Anspruch nehme, könnte dann über eine Umstrukturierung des Angebots nachgedacht werden. (Andreas Steinwede) / (nij)