Wie stark ist Linux im Servermarkt?

Für Irritationen sorgt eine neue Studie von Gartner Dataquest, nach der lediglich 8,6 Prozent der im dritten Quartal 2000 verkauften Server unter Linux laufen.

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Von
  • Oliver Diedrich

Für Irritationen sorgt eine neue Studie von Gartner Dataquest, nach der lediglich 8,6 Prozent der im dritten Quartal 2000 verkauften Server unter Linux laufen. Die Ergebnisse der Gartner-Umfrage bei über 700 amerikanischen Unternehmen widerspricht Befunden der International Data Corporation (IDC), die Linux bei den Serverbetriebssystemen im vergangenen Jahr einen Marktanteil von 27 Prozent bescheinigt.

Uneinigkeit besteht auch hinsichtlich der Bedeutung der einzelnen Distributoren: Laut Gartner sind 93 Prozent der Linux-Server mit Red Hat Linux ausgestattet. Nach den letzten Zahlen der IDC, die sich allerdings auf das Jahr 1999 beziehen, lag der Marktanteil von Red Hat lediglich bei 48 Prozent. Auch die Zahlen von Netcraft, bekannt für seine Webserver-Statistik, passen nicht so recht zu den Gartner-Ergebnissen: Laut Netcraft liefen im Sommer 2000 knapp ein Drittel aller Webserver unter Linux – mehr als unter Windows oder Solaris.

Ein Grund für die Diffferenzen könnte in der unterschiedlichen Methodik von Gartner und IDC liegen. IDC zählt die verkauften Server-Betriebssysteme, während Gartner nach gekauften Servern und den darauf installierten Betriebssystemen fragte. Anders als IDC rechnet Gartner so keine älteren Server mit, auf denen ein neues Betriebssystem installiert wird. Da ausdrücklich nach Servern gefragt wurde, dürften auch all die einfachen PCs durch das Raster gefallen sein, die nicht als explizite Server gekauft, aber mit Server-Software ausgestattet wurden. So fand iX in ihrer Leserbefragung im vergangenen Jahr, dass Linux bei kleinen und mittleren Unternehmen ähnlich weit verbreitet ist wie Windows und auch bei rund 60 Prozent der Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern im Einsatz ist – überwiegend als Server.

Gegen die IDC-Zahlen wiederum lässt sich einwenden, dass sie in erster Linie auf den Aussagen der Hersteller beruhen, wobei durchaus bei dem einen oder anderen eine Tendenz zur Überschätzung der Verkäufe bestehen mag. Hinzu kommt, dass es gerade bei Linux schwierig ist zu entscheiden, ob eine Distribution nun als Server- oder Desktop-Betriebssystem gilt. Alle Distributoren drücken sich hier vor einer klaren Klassifizierung. Gartner hingegen hat direkt bei den Anwendern nachgefragt. Beide Marktforschungsunternehmen berücksichtigen darüberhinaus nicht, dass man Linux auch kostenlos aus dem Web downloaden oder eine Linux-Kopie mehrfach installieren kann. (odi)