Corel behält die Linux-Sparte als eigene Firma

Die schon seit einiger Zeit angekündigte neue Geschäftsstategie von Corel birgt wenig Überraschungen - mit Ausnahme der neuen Linux-Strategie.

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Von
  • Oliver Diedrich

Die schon seit einiger Zeit angekündigte neue Geschäftsstategie von Corel birgt mit Ausnahme der neuen Linux-Strategie wenig Überraschungen: Man wolle "die bestehenden Beziehungen zu Kunden vertiefen und gleichzeitig neue Kunden in sich entwickelnden Märkten gewinnen", hieß es am heutigen Dienstag bei dem kanadischen Software-Haus. Bei den sich entwickelnden Märkten denkt Corel vor allem an das Web: Dort sieht das Unternehmen eine zunehmende Nachfrage nach "visueller Kommunikation" mit viel Grafik.

Entsprechend wird Corel den Bereich der Kreativ-Software ausbauen: Im Verlauf dieses Jahres will man Kunden dazu bewegen, auf die Version 10 der Grafiksuite CorelDRAW umzusteigen. Außerdem sollen die Macintosh-Version von CorelDRAW 10 und neue Versionen der Grafik-Anwendungen Corel KnockOut, Corel Painter und KPT erscheinen. In den kommenden zwei Jahren sollen die Grafik-Programme stärker auf das Erstellen von Web-Inhalten abgestimmt werden. Für die nächsten drei Jahre hat sich Corel vorgenommen, seine Grafik-Anwendungen mit Microsofts .NET zu verheiraten. Letztlich möchte sich das Unternehmen in Richtung eines Providers für Anwendungen, Dienstleistungen und Inhalte übers Web entwickeln.

Die WordPerfect Office Suite bleibt auch in Zukunft das Flaggschiff des Software-Hauses. Corel will seine Position in den Marksegmenten stärken, in denen WordPerfect heute noch eine große Rolle spielt. Dabei denkt man vor allem an "professionelle Anwender", die komplexe und umfangreiche Dokumente zu bearbeiten haben. Über günstige Optionen für langjährige Kunden will das Unternehmen die Produktbindung stärken.

Bleibt noch Linux. Anders als in den letzten Wochen spekuliert, gibt Corel das Linux-Geschäft nicht auf. Nach wie vor möchte man den Kunden eine Linux-Komplettlösung bieten. Dazu will Corel die Linux-Distribution in eine eigene Firma auslagern, aber weiterhin selbst an Linux-Versionen der WordPerfect Office Suite und von CorelDRAW arbeiten. Von .NET für Linux ist allerdings nichts zu hören.

Auch wenn das alles nicht gerade nach einem revolutionären Schnitt klingt, ist Corel-Chef Derek J. Burney zuversichtlich, ein "wichtiges neues Kapitel in der Geschichte von Corel" zu beginnen. Corels neue Strategie stehe auf drei Säulen: "Dynamische Technik, enger Kontakt zum Kunden und ein diszipliniertes Finanzmanagement" – letzteres offensichtlich eine Konsequenz der massiven finanziellen Schwierigkeiten des letzten Jahres. Über die nächsten drei Jahre rechnet Burney mit einem Wachstum von 20 Prozent; noch im dritten Quartal 2001 soll Corel wieder schwarze Zahlen schreiben.

Offensichtlich sind die Investoren jedoch nicht so recht davon überzeugt, dass Corel mit den nun vorgestellten Plänen den Turnaround schafft: Nach der Ankündigung Corels fiel der Kurs der Corel-Aktie an der US-amerikanischen Hightech-Börse Nasdaq bis 12 Uhr Ortszeit um fast 15 Prozent. (odi)