SCO versus Linux: McBride will mit CE Linux Forum diskutieren

Der SCO-Chef will den acht Gründungsmitgliedern des Forums für Linux in der Unterhaltungselektronik beweisen, dass Codeteile aus Unix System V in den Linux-Kernel kopiert wurden.

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Von
  • Oliver Lau

SCO-Chef Darl McBride macht sich auf den Weg nach Japan, um Vertretern der acht Gründungsmitgliedern des CE Linux Forum (CELF) Code-Fragmente vorzuführen, die belegen sollen, dass Linux-Kernel-Entwickler unberechtigterweise Codeteile aus Unix System V verwendet haben. Dies geht aus einem Bericht der EETimes hervor.

Die acht CELF-Gründungsmitglieder Matsushita Electric, Sony, Hitachi, NEC, Philips, Samsung, Sharp und Toshiba wollen in Zusammenarbeit mit Open-Source-Projekten und der Linux-Community für eine Weiterentwicklung von Linux als Betriebssystem für Unterhaltungselektronik und Mobiltelefone sorgen. Erste Ziele des Forums: Verkürzung der Boot- und Shutdown-Zeiten von Linux, Verbesserung der Echtzeitfähigkeit des Betriebssystems, Minimierung des Speicherbedarfs und Optimierung des Power Managements. Vielleicht entschließt sich auch IT-Gigant IBM, den SCO bislang am heftigsten angegriffen hatte, dem Forum beizutreten. Dann wäre das CELF um einen mächtigen SCO-Opponenten und Vertreter der Linux-Gemeinschaft reicher.

Das ist Grund genug für viele Distributoren und User, das CELF als eine Art Beschleuniger für die Verbreitung von Linux willkommen zu heißen. Und für viele auch Grund genug, den Drohungen von McBride, Linux-Distributoren müssten "jeglichen Unix-Code aus ihren Distributionen entfernen und SCO in irgendeiner Weise für den Nutzen entschädigen" -- so denn sich herausstellen sollte, dass tatsächlich Code geklaut wurde --, nicht viel Bedeutung beizumessen.

So viel Marktmacht und Linux-Beistand setzt SCO natürlich unter Druck. Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen, hat McBride, der fließend japanisch spricht, sich wohl gedacht. Aber auch den großen Linux-Befürwortern dürfte viel daran liegen, dass die lizenzrechtlichen Fragen endlich beantwortet werden, um nicht nach weiterem Linux-Engagement plötzlich festzustellen, dass sie sich nicht auf die Einhaltung der Statuten zur Entwicklung freier Software verlassen konnten. Die verpflichten Entwickler unter anderem, keinesfalls urheberrechtlich geschützten Code in GNU-Projekten zu verwenden. Immerhin sind in der Zwischenzeit ja bereits Hinweise aufgetaucht, dass die Behauptungen von SCO möglicherweise stimmen könnten: Laura DiDio von der Yankee Group und Bill Claybrook von der Aberdeen Group hatten bei einem Besuch am SCO-Hauptsitz in Lindon, Utah, zwei Code-Blöcke aus Linux und Unix als identisch erkannt -- bezogen sich dabei aber vor allem auf die Kommentare im Quellcode, in denen sich die Persönlichkeit eines Programmierers ausdrücke. Doch es bleibt zudem auch noch die Frage, die John Maddog Hall von Linux International bereits stellte: Kann SCO beweisen, dass der Code auch tatsächlich aus Richtung SCO in den Linux-Kernel gewandert ist -- und nicht etwa umgekehrt. (ola)