SCO vs. Linux: Entwickler bleiben entspannt

Einer Umfrage zufolge glauben 70 Prozent der Linux-Entwickler, dass der Rechtsstreit um angeblich aus Unix gestohlenen Linux-Code nicht die Einführung von Linux in ihrem Unternehmen behindern werde.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Oliver Lau

Einer von zehn Linux-Entwicklern glaubt, dass der Rechtsstreit, den SCO um angeblich aus Unix gestohlenen Linux-Code angefacht hat, etwas an der Linux-Strategie seines Unternehmens ändern könnte. Das haben die IT-Marktforscher von Evans Data durch eine Umfrage herausgefunden. Von den 400 befragten Linux-Entwicklern hätten 70 Prozent angegeben, dass der Rechtsstreit ihr Unternehmen "wahrscheinlich nicht" beziehungsweise "ganz sicher nicht" davon abhalten wird, Linux einzusetzen. Nur 12 Prozent glaubten, dass der Fall einen negativen Einfluss auf die Einführung von Linux im Unternehmen haben wird. 17 Prozent der Befragten hatten nach Angaben von Evans Data keine Meinung dazu.

Außerdem wollten die Marktforscher wissen, welche Migration leichter falle, die von Windows nach Linux oder die von Unix nach Linux. Hier haben sich die Befragten für den goldenen Mittelweg entschieden: Die Migration sei gleichermaßen leicht beziehungsweise schwierig zu vollziehen. In den ersten sechs Monaten beim Umstieg von Unix auf Linux seien 45 Prozent der Anwendungen migriert worden, beim Umstieg von Windows auf Linux zwei Prozentpunkte mehr, nämlich 47 Prozent.

Zu guter Letzt interessierte die Marktforscher, ob die Befragten eher kommerzielle oder eher nicht-kommerzielle Linux-Versionen bevorzugten. Hier meinten die Befragten, dass es unerheblich sei, für welche Variante man sich entscheide. 15 Prozent setzten auf kommerzielle Distributionen, 36 Prozent auf nicht-kommerzielle.

Den lockeren Umgang mit dem Rechtsstreit -- vor allem wohl auch mit der Warnung, dass Linux-Anwender für Rechtsverstöße in Linux haften -- kann der Chef des Open Source Development Lab (OSDL) Stuart Cohen gut nachvollziehen. Das OSDL als Gemeinschaftsunternehmung von im Linux-Umfeld engagierten Firmen wurde im Jahr 2000 gegründet und stellt Open-Source-Entwicklern Ressourcen und Hilfe bereit mit dem Ziel, Linux weiter in Richtung Unternehmenseinsatz zu qualifizieren. In einem Gespräch mit US-Medien soll Cohen gesagt haben, dass die Klage von SCO gegen IBM und all deren Implikationen den Endanwender nicht davon abhalten werde, weiter auf Linux zu setzen. Auch halte er es für ausgeschlossen, dass sich aufgrund der Klage etwas an der Gestaltung der bislang für Linux gültigen GNU General Public License (GPL) ändern werde. Er fügte hinzu: "Ohne klare Informationen darüber, welcher Code denn nun entwendet worden sein soll, können wir das Problem nicht beheben."

Im OSDL habe man bereits nach möglicherweise strittigen Code-Abschnitten gesucht, aber nichts finden können. Auch die Anschuldigung seitens SCO, die Multiprocessing-Fähigkeiten des Linux-Kernels 2.2 hätten nicht "ohne Hilfe aus dem Unix-Quellcode" so schnell für den Kernel 2.4 verbessert werden können, lässt Cohen nicht gelten: "Das OSDL hat den SMP-Code geprüft und keinen Hinweis darauf gefunden, dass er von IBM oder einem anderen Unix-Lizenznehmer kommen könnte."

Die Nase voll vom dem Rechtsstreit scheint übrigens der Linux-Distributor Red Hat zu haben. Dessen Anwälte gehen gerichtlich gegen SCO vor. "Unwahre Behauptungen gegenüber Red Hat Linux" sollen damit ein Ende finden und "die Integrität der gesamten Open-Source-Community" wiederherstellen. Was SCO-Chef Darl McBride gelassen nimmt: Endlich könne man nun die Beweise für die eigenen Behauptungen auf den Tisch legen. (ola)