Open-Source-Datenbanken gefährden Oracle

Datenbanksysteme sollten vor allem günstig und leistungsfähig sein. Weniger wichtig sei eine Fülle von Features, meinen US-Analysten. Und genau hier liege die Bedrohung des Datenbankmarktführers durch Open-Source-Produkte wie MySQL.

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Von
  • Oliver Lau

Oracle ist noch die Nummer 1 im Datenbankgeschäft. Doch wenn man den Prognosen des Wall Street Journal vom heutigen Mittwoch Glauben schenken mag, dann wird nicht nur die Reputation des Datenbankherstellers durch die angestrebte feindliche Übernahme des Softwarehauses Peoplesoft in Mitleidenschaft gezogen. Auch Oracles Geschäft mit Datenbanken und den dazugehörigen Dienstleistungen werde zukünftig durch freie oder erheblich kostengünstigere Alternativen wie von MySQL kränkeln.

Open-Source-Datenbanken sind zumindest in der Anschaffung sehr günstig. Selbst für die kommerzielle Lizenz der MySQL-Datenbank sind pauschal nur wenige hundert Euro zu entrichten. Die Lizenzkosten für Oracle-Produkte liegen deutlich höher, typischerweise im fünf- oder sechsstelligen Euro-Bereich, und steigen mit der Anzahl der Nutzer beziehungsweise der Anzahl der Prozessoren, auf denen die Datenbank läuft. Auch wenn der Einfluss von Open-Source-Datenbanken auf das Geschäft von Oracle derzeit noch sehr gering sei, könnte sich das Szenario bald umkehren, wenn Datenbanken erst einmal zu einer Massenware geworden sind, meint das Wall Street Journal unter Berufung auf Analysten.

Ken Jacobs, Leiter Produktstrategie bei Oracle, sieht die Situation entspannt: "Seit Jahren reden die Leute davon, dass Datenbanken zu einer Massenware werden, aber ich glaube das nicht", räumt aber ein, dass Oracle im Laufe der Zeit in einigen Punkten durchaus in Konkurrenz zu MySQL stehen könnte. Zurzeit jedenfalls, meint Jacobs, liege die Open-Source-Datenbank hinsichtlich Funktionalität weit hinter dem eigenen Produkt zurück.

Kevin Harvey, Risikokapitalspezialist bei Benchmark Capital, die im vergangenen Monat knapp 20 Millionen US-Dollar in MySQL investiert hatten, argumentiert gegenteilig: Die Entwicklung von Software hin zu einem Gebrauchsgut verläuft auf vielen Wegen, erklärt er. Datenbanksysteme seien weit verbreitet, die Industrie habe sich auf gemeinsame Standards geeinigt, und neue Features seien weniger bedeutend als Preis und Leistung. Wie bereits bei Linux zu beobachten gewesen sei, meint Jacobs, wird auch MySQL den Markt von unten aufrollen. Zunächst werde sich MySQL bei Webanwendungen durchsetzen, später dann in die unternehmenskritischen Bereiche vordringen. (ola)