Klage gegen IBM wegen Mitschuld am Holocaust zugelassen

Wegen einer möglichen indirekten Beteiligung am Tod von 600.000 Sinti und Roma während des Dritten Reichs muss sich der Computer-Konzern in Genf vor Gericht verantworten.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Computer-Konzern IBM muss sich in der Schweiz wegen einer möglichen indirekten Beteiligung am Tod von 600.000 Sinti und Roma während des Dritten Reichs vor Gericht verantworten. Eine entsprechende Klage der Internationalen Anerkennungs- und Entschädigungs-Aktion der Sinti und Roma (GIRCA) wurde jetzt vom Genfer Zivilgericht zugelassen. Die erste Anhörung soll am 20. März stattfinden.

Die GIRCA wirf IBM unter anderem vor, das Unternehmen habe die Nazis seinerzeit über die Tochterfirma Deutsche Hollerith-Maschinen-Gesellschaft (DEHOMAG) mit Lochkarten und Geräten beliefert, die zur systematischen Erfassung der Holocaust-Opfer verwendet wurden. Wegen einer "Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit" fordert die Organisation von IBM deshalb eine Entschädigung in Höhe von zwölf Milliarden US-Dollar.

"Wir wollen keinen Profit aus dem Holocaust ziehen", erläuterte GIRCA-Präsident May Bittel, "uns geht es darum, endlich Gerechtigkeit zu erfahren." Anders als etwa ehemalige Zwangsarbeiter, die inzwischen von zahlreichen Wirtschaftsunternehmen finanzielle Entschädigungen in Milliardenhöhe erhielten, gelten die europäischen Sinti und Roma noch immer als die vergessenen Opfer des Nazi-Regimes.

Die GIRCA begründet ihre Klage hauptsächlich auf den Untersuchungen des US-amerikanischen Wissenschaftler Edwin Black, der in seinem Buch "IBM und der Holocaust" (siehe dazu den Artikel: IBM und die Nazis: Ich Bin Mitschuldig) eine fortgesetzte geschäftliche Verbindung zwischen der europäischen IBM-Zentrale in der Schweiz und Hitler-Deutschland aufgedeckt hatte. (pmz)