Klage gegen New York Times wegen digitalisierter Kopien

Der Streit zwischen der New York Times und ihren Autoren verschärft sich - jetzt steht dem US-Blatt eine Sammelklage wegen Copyright-Verletzungen ins Haus.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Streit zwischen der New York Times und ihren freien Autoren um die Verwertungsrechte an Artikeln, die in elektronischen Archiven gespeichert und von der Times weiterverwertet werden, verschärft sich. In einer Sammelklage will der Schriftstellerverband Authors Guild nun gemeinsam mit Autoren Schadensersatz wegen der Verletzung von Copyrights verlangen. Zuvor hatte das oberste Bundesgericht der USA schon festgestellt, dass Verlage Urheberrechte verletzen, wenn sie Artikel von freien Autoren ohne deren ausdrückliche Einwilligung in Datenbankarchiven führen und diese Dokumente gegen Gebühr weiterverwerten.

Die New York Times hatte daraufhin damit begonnen, konsequent alle Autoren-Artikel aus ihren Datenbanken zu löschen, an denen sie derzeit keine Rechte für die digitalen Kopien besitzt. Autoren, die ihre Beiträge weiterhin im Times-Archiv belassen wollen, müssen eine pauschale Abtretungserklärung unterschreiben, mit der sie der Times die elektronischen Rechte an allen Artikeln übertragen – kein Autor darf darüber entscheiden, ob er die Rechte an einzelnen Artikeln behält. Auch müssen die Autoren explizit auf jegliche finanzielle Ansprüche gegenüber der Times verzichten, die sie gegebenenfalls geltend machen könnten.

Während Times-Sprecherin Catherine Mathis die Vorgehensweise ihres Hauses damit rechtfertigte, dass dem Verlag keine andere rechtliche Möglichkeit mehr bleibe, als die betroffenen Artikel umgehend aus den Datenbeständen zu entfernen, sprachen Autoren-Vertreter von schikanösen Methoden, mit denen versucht werde, "alles für nichts" zu bekommen. Es gebe absolut keinen Grund, die Arbeiten jetzt einfach zu löschen, hieß es. Insgesamt sollen mehr als 115.000 Autorenbeiträge (acht Prozent der Times-Artikel), die im Zeitraum von 1980 bis zur Einführung einer Vereinbarung über die Nutzung von digitalisierten Beiträgen im Jahre 1995 geschrieben wurden, von der Löschung bedroht sein.

Nach Einschätzung von Wall-Street-Analysten erwirtschaftet die New York Times mit der Wiederverwertung von digitalisierten Artikeln jährlich einen Umsatz von 16 Millionen US-Dollar, von denen etwa 650.000 US-Dollar auf die Arbeit von freien Autoren entfallen. Sollte die Sammelklage der freien Autoren Erfolg haben, kommen nach Einschätzung der National Writers Union Forderungen in Milliardenhöhe auf die US-Verlage zu. (pmz)