Schachduell: Kopf-an-Kopf-Rennen in Bahrain

Mit der heutigen siebten und vorletzten Partie geht der Schachkampf zwischen Weltmeister Vladimir Kramnik und Computer Deep Fritz in die entscheidende Phase.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Sechs Partien reichten bislang nicht aus, um für klare Verhältnisse beim Kampf Mensch gegen Maschine zu sorgen. Im Gegenteil – egal, wer die heutige Partie beim "Brains in Bahrain"-Schachturnier für sich entscheidet, der Showdown findet in jedem Fall erst am Samstag statt. Denn für den Gesamtsieg benötigen die ungleichen Konkurrenten Vladimir Kramnik und Deep Fritz mindestens 4,5 Punkte. Einheimsen konnten beide jedoch bislang nur drei – Kopf-an-Kopf-Rennen also nach drei Vierteln der Strecke. Dabei hatte alles so gut für den Russen begonnen: ein lockeres Remis mit schwarzen Figuren und Berliner Verteidigung bildete den Auftakt, anschließend fuhr er nacheinander zwei volle Punkte nach Damentausch und bravourös vorgetragener Strategiekunst gegen Fritz ein.

Mochte man Kramniks erste Niederlage im fünften Spiel noch als taktischen Ausrutscher halten, schlug die Stunde des Computers spätestens mit dem 17. Zug in der darauffolgenden Partie. Geschlagene 43 Minuten brütete Kramnik über diesem Zug, schließlich zog er aggressiv den weißen Springer zum Königsangriff vor und leitete mit einem von der Schachwelt begeistert aufgenommenen Figurenopfer seinen eigenen Untergang ein. Denn der aus der Rochadestellung gelockte schwarze König balancierte ein ums andere Mal auf Messers Schneide über sämtliche Matt-Kombinationen und Remis-Fallen hinweg.

Zu guter Letzt schlug der Computer den Weltmeister aus Fleisch und Blut auch noch mit dessen eigenen Waffen: erstmals im Match erzwang Deep Fritz nämlich selbst den Damentausch und ließ Kramnik anschließend mit deutlichem Qualitätsvorteil im Endspiel keine Chance mehr. Welche Taktik der Russe sich für die heutige Partie mit schwarzen Steinen zurecht gelegt hat, bleibt abzuwarten. Nach Kramniks Aussagen war das sechste Spiel zwar die potenziell schönste Partie seines Lebens, doch möglicherweise weicht die Genialität jetzt wieder dem zuvor so erfolgreich angewandten Sicherheits-Konzept.

Auch die für 14 Uhr angesetzte siebte Partie können Sie live bei heise online verfolgen. Das von unserem Kooperationspartner Chessbase bereitgestellte Flash-Objekt bildet auf einem Schachbrett die Züge unmittelbar ab und überträgt darüber hinaus Expertenkommentare sowie Bilder aus Bahrain. Voraussetzung ist der Flash Player 6, den es leider nicht für Linux gibt. Wenn Flash 6 für Ihr Betriebssystem nicht verfügbar ist oder nicht läuft, können Sie auf das Java-Applet ChessTutor zurückgreifen, mit dem sich das Spiel ebenfalls live verfolgen lässt.

Wer die aktuelle Partie zusammen mit anderen Schachfreunden erleben will, ist herzlich eingeladen, in den heise online-Chat zu kommen. Dort spielen wir die Kommentare ein, die sonst nur mit Flash-Unterstützung zu sehen sind. Ab 13.30 Uhr gelangen Sie über die dann eingeblendeten Hinweise auf der heise online-Homepage und den Chat-Seiten in den Chat-Raum. (pmz)