Neue AltaVista-Software wertet E-Mails von Angestellten aus

Mit einer heute neu vorgestellten Enterprise-Software will AltaVista das Wissen in Betrieben "effizienter vernetzen". Die Software soll sämtliche Firmendaten indizieren können.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter Artmann

Mit der heute neu vorgestellten Software Altavista Enterprise Search will der Suchmaschinenspezialist AltaVista das Wissen in Betrieben "effizienter vernetzen". Die Software soll sämtliche Firmendaten, von der Website über die Festplatten bis zu den E-Mail-Accounts der Mitarbeiter, indizieren können. Sie kann nach Angaben von AltaVista 225 Dateiformate lesen und 30 verschiedene Sprachen erkennen. Die Engine beruht auf der hauseigenen Suchmaschine. Mit dem neuen Produkt will AltaVista die Produktivität in Betrieben steigern, da ihrer Meinung nach 75 Prozent der Informationen in Unternehmensnetzwerken nicht zugänglich sind.

Die Software wurde für Testzwecke zunächst von Pharmaunternehmen und Unternehmensberatern eingesetzt. Experten attestierten ihr vor allen Dingen eine einfache Bedienbarkeit und eine mächtige Suchfunktion.

Datenschutzexperten äußerten sich kritisch: "Das könnte die Büchse der Pandora öffnen," erklärte Gregg Williams, Rechtsanwalt von Fenwick und West in Palo Alto gegenüber der Nachrichtenagentur ap, "es gibt ein paar private Dinge auf Computern, die man nicht gerne teilt."

"Prinzipiell ist der Einsatz einer solchen Software in Deutschland durchaus möglich," so Helga Schumacher, Pressesprecherin des Bundesbeauftragten für Datenschutz. "Solange noch kein Datenschutzgesetz die Rechte der Arbeitnehmer festlegt, kann nahezu jede Software, die der Betriebsvereinbarung entspricht, eingesetzt werden. Auf der sicheren Seite befinden sich lediglich Mitarbeiter von Betrieben, die einen Betriebsrat besitzen. Dieser muss dem Einsatz einer solchen Software zustimmen."

"Das Indizieren von E-Mails und Festplatten zum Zweck der allgemeinen Verfügbarkeit kann sehr gefährlich sein," gab Richard Smith von der Privacy Foundation in Denver gegenüber ap zu bedenken. "Es kann sowohl der Firma als auch den Angestellten schaden, wenn durch die Freigabe von Daten, die nie freigegeben werden sollten, die allgemeine Moral beschädigt wird."

AltaVista teilt diese Bedenken nicht, da jedes Unternehmen die Software seinen Vorstellungen entsprechend anpassen könnte. Gewisse Informationen können außen vor bleiben und genauso ließe sich der Zugriff auf den Masterindex einschränken.

Nach Angaben der New York Times leidet AltaVista, wie die meisten Internet-Firmen, unter dem rückläufigem Online-Werbemarkt. AltaVista konzentriert sich daher verstärkt auf die Entwicklung ihrer Enterprise Software, die sie an Firmen verkauft. (Peter Artmann) / ()