DivX 5.0 ganz im Zeichen von MPEG-4

DivX Networks bietet mit DivX 5.0 Pro erstmals eine kommerzielle DivX-Version, die zudem vollständig MPEG-4-konforme Videos erzeugen können soll.

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Von
  • Volker Zota

Am gestrigen Abend hat DivX Networks Version 5.0 seines Video-Codecs zum Download bereitgestellt. Im Unterschied zu DivX 4.x kommt DivX 5.0 in einer kostenlosen Basisversion und einem kommerziellen DivX Pro. Letzteres kostet 30 US-Dollar, kann aber auch in einer über das "Gator Advertising and Information Network" werbefinanzierten Version kostenlos heruntergeladen werden.

Um die Unterschiede zwischen den beiden Versionen zu verdeutlichen, vergleichen die Entwickler DivX 5.0 mit einem Ferrari 360 Modena und DivX 5.0 Pro mit Michael Schumachers neuem Formel-1-Boliden F2002. Dank erweiterter Kompressionsalgorithmen verspricht DivX Pro darüber hinaus zwischen 20 und 25 Prozent kleinere Dateien bei gleicher Bildqualität wie die Basis-Version.

So unterstützt DivX Pro einige im ISO-Standard vorgesehene "MPEG-4 Tools" – etwa Quarter Picture Elements (Qpel), Bidirectional Frames (B-Frames) oder Global Motion Compensation – die MPEG-4 zu verbesserter Bildqualität verhelfen sollen. Zudem enthält DivX 5.0 Pro Funktionen wie Deinterlacing (zum Beseitigen störender Kammartefakte bei TV-Material), Resizing, Cropping und Inverse Telecine.

Im Unterschied zu seinen Vorgängern ist der neue Codec laut DivX Networks in der Lage, vollständig MPEG-4-konforme Videos im "MPEG-4 Simple Profile" und "MPEG-4 Advanced Simple Profile" mit Auflösungen bis zu 1920 × 1088 Bildpunkten (HDTV) zu erzeugen oder DivX-Videos nachträglich darin umzuwandeln.

Dienten OpenDivX und DivX 4.x also noch dazu, qualitativ mit dem aus einer gehackten Microsoft-DLL entstandenen DivX 3.x aufzuschließen, besann sich DivX Networks auf die Qualitäten der vom EU-Projekt MoMuSys übernommenen MPEG-4-Referenezimplementierung seines OpenDivX.

Nachdem Apple angesichts der fälligen Lizenzabgaben vor kurzem seine Multimediasoftware QuickTime 6 zunächst auf Eis legte, wittert DivX Networks seine Chance und tritt die Flucht nach vorne an: Immerhin hofft die ISO/IEC noch immer darauf, dass sich MPEG-4 zum Standard für Streaming-Video im Internet entwickeln wird. Viel wichtiger aber: Erst Ende Februar hatten sich die Mitglieder des DVD Forum darauf verständigt, bei künftigen Entwicklungen in Sachen DVD ("HD-DVD") mit Inhalten des High Definition TV (HDTV) auf MPEG-4 oder einen vergleichbar effizienten Codec zu setzen. Zwar macht sich Microsoft mit der dritten Generation seiner WindowsMedia-Architektur auch Hoffnungen. Da es sich dabei nicht um einen offenen Standard handelt, stehen die Chancen für MPEG-4 besser. DivX wäre dann zwar nur einer unter vielen, dank der großen DivX-Fangemeinde könnten sich einige DVD-Produzenten aber in Zukunft tatsächlich etwas davon versprechen, "DivX encoded" HD-DVDs zu produzieren.

Somit hätte der ursprünglich als Seitenhieb auf das gescheiterte Pay-per-View Divx gedachte Name "DivX;-)" mehr mit DVD zu tun, als vom DivX-Schöpfer Gej vermutlich in seinen kühnsten Träumen erwartet. (vza)