Microsoft lockert Lizenzbedingungen für Windows Media

Der Redmonder Konzern stellt die Lizenzbedingungen für Windows Media um und gestattet unter anderem die Unterstützung auf "Nicht-Windows"-Computern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 138 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Volker Zota

Parallel zur Veröffentlichung der endgültigen Versionen seiner Windows Media 9 Series (Windows Media Player 9, Windows Media Encoder 9 und der zugehörigen Audio- und Video-Codecs WMA9 und WMV9) am gestrigen Dienstag haben die Redmonder die Lizenzbestimmungen für ihre Media Services gelockert. Ziel der Maßnahme ist eine weitere Verbreitung und Unterstützung über alle Hardware-Plattformen hinweg, um Windows Media als Quasistandard für Internet-Audio/-Video zu etablieren.

Dazu soll insbesondere die Erweiterung der Lizenzen auf die Entwicklung von Hardware-Codecs und Windows-Media-Unterstützung für "Non Windows based"-Computer beitragen, sodass es möglicherweise demnächst sogar "offizielle" Versionen der Codecs beziehungsweise Player für Linux und andere Unix-Derivate geben könnte. Zudem will Microsoft nicht an seinen eigenen Container-Formaten WMV, WMA und ASF festhalten, sondern die Einbettung seiner Codecs in andere Dateiformate -- etwa AVI -- zulassen. Microsofts frühere Lizenzpolitik hatte unter anderem zum DivX-Boom geführt, nachdem Microsoft bei der Entwicklung der Windows Media Tools 4 das Advanced Streaming Format (ASF) einführte und seine MPEG-4-Vorabversion MS-MPEG4v3 daran fesselte. Der spätere Mitgründer von DivX Networks "Gej" patchte daraufhin die zugehörigen DLLs und taufte sie in "DivX;-)" um.

Als direkte Konkurrenz für seine Multimediaformate sieht Microsoft keineswegs mehr den Erzrivalen RealNetworks, sondern den von der Moving Pictures Experts Group (MPEG) entwickelten offenen Multimediastandard MPEG-4. In der Pressemitteilung zieht Microsoft den Vergleich mit den nach hitzigen Debatten im letzten Jahr verabschiedeten Lizenzbestimmungen für MPEG-4 Video. Für jeden separat verkauften MPEG-4-Decoder/-Encoder sind jeweils 25 US-Cent fällig, für einen MPEG-4-Codec (Decoder + Encoder) entsprechend 50 US-Cent. Windows Media schlüge hingegen nur mit 10 US-Cent pro Decoder, 20 US-Cent pro Encoder und 25 US-Cent für einen Codec zu Buche.

Der wichtigste Unterschied, der bei Veröffentlichung des ursprünglichen MPEG-4-Lizenzmodells insbesondere Apple entrüstete, liegt jedoch in den bei MPEG-4 fälligen jährlichen Lizenzgebühren sowie der Abrechnung pro Medien-Stream und Stunde. Sind De-/-Encoder einmal bezahlt, verlangt Microsoft hingegen keine weiteren Nutzungsgebühren.

Microsofts Schachzug dürfte der Verbreitung von Windows Media im Internet und auch in Consumer-Geräten wie portablen WMA-Playern und Standalone-DVD-Playern förderlich sein. Den wichtigsten Vorteil, nämlich einen offenen Multimediastandard mit unabhängiger Lizenzierungsinstanz in Form der MPEG LA, können die Redmonder allerdings nicht bieten. (vza)