Datenspionage mit dem Fernglas

Britische und US-amerikanische Wissenschaftler wollen herausgefunden haben, dass sich das Blinken der LEDs von Modems beziehungsweise das reflektierte oder gestreute Licht von Monitoren zum Ausspioniern von Daten verwenden lässt.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Es mag sich wie ein Aprilscherz anhören, aber britische und US-amerikanische Wissenschaftler meinen völlig ernst, was sie herausgefunden haben wollen: Das Blinken der LEDs von Modems beziehungsweise das reflektierte oder gestreute Licht von Monitoren lässt sich zum Ausspionieren von Daten verwenden.

Joe Loughry, der für die Lockheed Martin Space Systems arbeitet, beschreibt in seinem für die ACM Transaction on Information and System Security angefertigten Aufsatz Information Leakages from Optical Emanations drei Versuchsreihen mit zahlreichen Geräten. Die Statusanzeige an diversen Modems ebenso wie an LAN-Routern weist demnach eine hohe Korrelation mit dem ausgekoppelten seriellen Datenstrom, der an das Modem übertragen wird, auf. Bis zu einer Entfernung von etwa 20 Metern konnten aus den Signalen wieder Daten extrahiert werden.

Sein Kollege Markus G. Kuhn von der University of Cambridge kommt in seinem Artikel Optical Time-Domain Eavesdropping Risks of CRT Displays zu ähnlich beunruhigenden Schlüssen. Dabei geht es nicht um die elektromagnetische Abstrahlung von Monitoren, von der schon länger bekannt ist, dass sie zum Abhören benutzt werden kann (siehe dazu auch c't 4/1999, S.174 und c't 24/1998, S. 90). Vielmehr enthält der zeitliche Verlauf des reflektierten oder gestreuten Lichtes eines Computermonitors Informationen über die Helligkeit, gemittelt über die letzten rund tausend Pixel, argumentiert der Wissenschaftler -- im Prinzip handele es sich also um das optische Signal, das durch einen Tiefpass gefiltert wurde.

Um die Wirksamkeit möglicher Spionageverfahren zu demonstrieren, wertete er das Licht aus, das von einem PC-Monitor bei 85 Hz Bildwiederholfrequenz mit 640 × 480 Bildpunkten abgestrahlt und von einer 1,5 Meter entfernten weißen Wand reflektiert wurde. Mit einer geeigneten Nachbehandlung des Signals war Kuhn in der Lage, die auf dem Monitor dargestellten Buchstaben gut lesbar aus dem Signal zu extrahieren -- das Verfahren sollte, auch wenn es "spezielles Equipment und Geduld" erfordert, über etwa 100 Meter Entfernung funktionieren. (wst)