Kosmische Sturmwarnung

Das Zentrum für Weltraumwetter der US-Raumfahrtbehörde NASA warnt vor einem Sonnensturm. Ein "koronaler Massenauswurf" hat heute das Magnetfeld der Erde erreicht.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Das Zentrum für Weltraumwetter der US-Raumfahrtbehörde NASA warnt vor einem Sonnensturm. Ein "koronaler Massenauswurf" erreichte am heutigen Donnerstag das Magnetfeld der Erde und könnte zu heftigen geomagnetischen Turbulenzen führen. Wie schon am 6. April diesen Jahres sind in den folgenden Nächten möglicherweise bis in mittlere geografische Breiten Nordlichter zu sehen.

Wenn ein "koronaler Massenauswurf" die Erde trifft und in die Ionosphäre eindringt, stört oder unterbricht die daraus resultierende lokale Erhöhung der Elektronendichte die Funkwellenausbreitung. Elektrischen Ströme von bis zu einer Million Ampere erzeugen ein variables Magnetfeld, das beispielsweise in langen Überlandleitungen Spannungsspitzen induziert, die die Netzregulierung durcheinander bringen, zur Sicherheitsabschaltung führen oder gar Transformatoren zerstören – so geschehen beispielsweise während des letzten schweren Magnetsturms im Jahre 1989. Außerdem heizen diese Ströme die Atmosphäre auf. Durch diese Erhitzung dehnt sich die Atmosphäre aus, Satelliten könnten auf ihrer Bahn ausgebremst werden. Sie verlieren dadurch die Orientierung und können sogar abstürzen. Sehr intensive Teilchenstrahlung kann zudem dazu beitragen, dass sich ein Satellit an seiner Oberfläche elektrisch auflädt, was zu Defekten oder zum totalen Funktionsausfall des Satelliten führt: Beim letzten starken Sonnensturm im Jahre 1989 wurden vier Navy-Satelliten zerstört.

Die Sonne durchläuft in diesem Jahr das Maximum ihrers elfjährigen Sonenflecken-Zyklus. Besonders in Gebieten mit vielen Sonnenflecken sind plötzlich auftretenden Strahlungsausbrüche – so genannte "Flares" – zu beobachten. Auf den plötzlichen Anstieg der Intensität relativ harter Strahlung folgt in der Regel ein "koronaler Massenauswurf". Durch eine gigantische Explosion auf der Sonnenoberfläche werden dabei bis zu zehn Milliarden Tonnen – was etwa der Masse der Zugspitze entspricht – ionisiertes Gas mit bis zu 2.000 Kilometer pro Sekunde in den Weltraum geschleudert. Trifft die Schockfront vier Tage später dann auf das Magnetfeld der Erde, wird dies stark deformiert und "durchgeschüttelt". In diesem Moment werden durch einen komplizierten Vorgang Teilchen in die Erdatmosphäre hineingepresst. (wst)