Britischer Funkamateur zapft NATO-Militäraufklärung an

Ein britischer Funkamateur hat sich "mit normaler Ausrüstung" Aufklärungsbilder der NATO via Satellit in sein Wohnzimmer geholt.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Ein britischer Funkamateur hat sich "mit normaler Ausrüstung" Aufklärungsfotos der NATO über Satellitenkanäle in sein Wohnzimmer geholt. Nach britischen Medienberichten ließ die Nato Videos und Fotos von bemannten und unbemannten Balkan-Aufklärungsflügen unverschlüsselt über den kommerziellen TV-Satelliten Telstar 11 übertragen.

John Locker aus Wirral (Nordwestengland) sagte der BBC am Donnerstag, er habe die NATO und die USA sofort nach seiner überraschenden Entdeckung vor sieben Monaten informiert. Seine Warnungen seien aber auf taube Ohren gestoßen. "Ich habe nichts extra angezapft. Die Bilder kamen ohne weiteres auf den Schirm."

Nach Lockers Angaben wurden auf den von Aufklärungsflugzeugen der NATO gemachten Aufnahmen "Sicherheits- und Anti-Terror-Operationen" der NATO auf dem Balkan, darunter im Kosovo und in Mazedonien, gezeigt. Militärfahrzeuge und Standorte seien klar zu erkennen gewesen. "Ich bin kein Militäranalytiker. Aber nach meiner Ansicht stellt das ein Risiko dar", sagte Locker.

Laut BBC haben Sprecher der NATO und US-Regierung inzwischen versichert, dass es sich bei den Bildern nicht um Geheimmaterial handelte. Sie seien für den "potenziellen Feind" wertlos. Zugleich wurde aber bestätigt, dass jetzt Maßnahmen zum besseren Schutz der Bilder getroffen werden sollen. Richard Perle vom US-Verteidigungsministerium sagte der BBC, die Informationen sollten künftig verschlüsselt werden: "Wir haben seit dem 11. September gelernt, wie wichtig diese Art von Aufklärung ist. Wir verwenden das Material jetzt viel effektiver und es macht Sinn, es zu verschlüsseln."

Siehe auch Telepolis: Spionagebilder im Fernsehen (wst)