"Das Spiel ist aus! Glühlampe fallen lassen!", brüllt der Polizist,
der plötzlich aus dem Gebüsch neben mir hervorspringt. Mit einem
Schlag sind unzählige Scheinwerfer auf mich gerichtet. Ihr Licht
blendet mich. Mein Kunde, im zivilen Leben ein angesehener Stadtrat,
wirft sich auf den Boden. Er schwitzt. Er weiß wie ich: Jetzt ist es
vorbei. Sie haben uns.
Ich versuche klare Gedanken zu fassen. Wie konnte es nur soweit
kommen? Ich hatte doch alles bedacht, immer neue Routen über die
Grenze ausgekundschaftet, um die heiße Ware nach Deutschland zu
schaffen. Hatte Fertigungslinien in alten sowjetischen Fabriken
hochgezogen, besetzt mit Leuten, denen bei Leuchtmittelherstellern
gekündigt worden war. Hatte persönlich die klapprigen, rostigen LKWs
erworben, die den Stoff in den Westen brachten, über staubige
Feldwege, immer die Angst vor Entdeckung im Nacken.
Es lief so gut, am Anfang. Es sprach sich bald in der Stadt herum, wo
man das "durchsichtige Gold", wie Glühbirnen seit dem Verbot genannt
wurden, bekommen konnte - jüngere Kunden sprachen auch einfach von
"Gope", wie sie den Stoff ihres Begehrens nannten, oder von "der
Frucht". Bald gehörten Menschen zu meinen besten Kunden, von denen
man das nie erwarten würde - Bankangestellte, Konzernchefs, Ärzte,
ranghohe Politiker, auch Geistliche waren darunter. Irgendjemand von
ihnen musste mich verraten haben. Aber wer? War es der Bürgermeister?
Ja, vielleicht der Bürgermeister. Der hatte neulich verdächtig um den
Preis gefeilscht, hatte beklagt, dass meine Glühbirnen bald so teuer
seien wie Energiesparlampen, wenn ich die Preise noch weiter anheben
würde, und er habe ja noch eine Familie zu ernähren. Aber Geschäft
ist Geschäft, oder? Ich kann nicht für alle Kompromisse machen. Ja,
der Bürgermeister musste es gewesen sein.
Ein Mann im langen Mantel tritt vor, er bezeichnet sich als
"Kommissar". "Haben wir Sie endlich!", stößt er hervor, und sein
Grinsen wird immer breiter. "Sie dachten wohl, Sie könnten die ganze
Stadt ungestraft mit Glühbirnen versorgen, wie? Aber Sie haben die
Rechnung ohne uns gemacht! Und ohne mich, den Kommissar. Wir haben ja
in letzter Zeit in jeder zweiten Wohnung Gope gefunden! Doch jetzt
hat es sich ausgedealt mit dem Obst! Wenn Sie Glück haben, können Sie
bald echte Birnen futtern - in der Anstalt!" Er holt tief Luft. Der
junge Polizist neben ihm kramt in seinen großen Taschen und zieht
Handschellen hervor. "Wenn Sie die bitte anlegen würden..", zischt er
mit hämischem Gesichtsausdruck.
Ich lasse mich widerspruchslos festnehmen und in den Polizeiwagen
drängen. Mein Kunde wird in ein zweites Auto gesteckt. Es liegt
Verzweiflung in seinen Augen. Der Kommissar setzt sich neben mich auf
die Rücksitzbank. Wir fahren los.
Da flüstert der Kommissar plötzlich: "Wie machen Sie das nur?" - Ich
antworte: "Ich sage nichts ohne meinen Anwalt", doch auf einmal liegt
etwas Freundliches auf dem Gesicht des Kommissars, als er entgegnet:
"Nein, so meine ich das nicht. Wissen Sie, in letzter Zeit klagt
meine Frau immer über Kopfschmerzen, wegen dem Geflimmer von dem
Energiesparzeugs. Wenn ich abends Fotos aus dem Familienalbum
betrachten will, sind die Farben nicht mehr so wie früher, damals,
vor dem Verbot, Sie wissen schon. Wenn ich die Wohnung betrete und
das Licht anschalte, dauert es Minuten, bis es einigermaßen hell ist.
Und das ganze Quecksilber belastet zunehmend mein Gewissen." Es
scheint ihn einige Überwindung zu kosten, als er fortfährt: "Sie,
Sie.. Sie sind anders. Ein Outlaw. Ein Mann der Straße. Jemand, der
zu seinen Überzeugungen steht, sich sogar mit der mächtigen EU und
Europol anlegt. Der einzige, der seit den massiven Kontrollen noch an
die Frucht rankommt. Die Hoffnung aller, die..".. er zögert.. "aller,
die.. die die alten Zeiten vermissen. Die wieder richtiges Licht
sehen möchten, Licht wie das der Sonne, abends in der eigenen
Wohnung. Ein wunderbares Gefühl. Ich beneide Sie."
Er schaut mich eindringlich an. "Könnten Sie mir auch welche
besorgen? Ich kann einrichten, dass man Ihnen nichts nachweisen
kann.." - Ich setze ein breites Grinsen auf, als ich antworte: "Es
geht doch nichts über eine ordentliche Dosis Gope, nicht wahr? Auf
die alten Zeiten!"
Wir umarmen uns. Ich greife in meine Tasche. Es ist noch eine
Glühbirne darin, neu und ungebraucht. Bald wird sie in hellem Licht
erstrahlen - in der Wohnung des Kommissars. Das Leben ist schön.
der plötzlich aus dem Gebüsch neben mir hervorspringt. Mit einem
Schlag sind unzählige Scheinwerfer auf mich gerichtet. Ihr Licht
blendet mich. Mein Kunde, im zivilen Leben ein angesehener Stadtrat,
wirft sich auf den Boden. Er schwitzt. Er weiß wie ich: Jetzt ist es
vorbei. Sie haben uns.
Ich versuche klare Gedanken zu fassen. Wie konnte es nur soweit
kommen? Ich hatte doch alles bedacht, immer neue Routen über die
Grenze ausgekundschaftet, um die heiße Ware nach Deutschland zu
schaffen. Hatte Fertigungslinien in alten sowjetischen Fabriken
hochgezogen, besetzt mit Leuten, denen bei Leuchtmittelherstellern
gekündigt worden war. Hatte persönlich die klapprigen, rostigen LKWs
erworben, die den Stoff in den Westen brachten, über staubige
Feldwege, immer die Angst vor Entdeckung im Nacken.
Es lief so gut, am Anfang. Es sprach sich bald in der Stadt herum, wo
man das "durchsichtige Gold", wie Glühbirnen seit dem Verbot genannt
wurden, bekommen konnte - jüngere Kunden sprachen auch einfach von
"Gope", wie sie den Stoff ihres Begehrens nannten, oder von "der
Frucht". Bald gehörten Menschen zu meinen besten Kunden, von denen
man das nie erwarten würde - Bankangestellte, Konzernchefs, Ärzte,
ranghohe Politiker, auch Geistliche waren darunter. Irgendjemand von
ihnen musste mich verraten haben. Aber wer? War es der Bürgermeister?
Ja, vielleicht der Bürgermeister. Der hatte neulich verdächtig um den
Preis gefeilscht, hatte beklagt, dass meine Glühbirnen bald so teuer
seien wie Energiesparlampen, wenn ich die Preise noch weiter anheben
würde, und er habe ja noch eine Familie zu ernähren. Aber Geschäft
ist Geschäft, oder? Ich kann nicht für alle Kompromisse machen. Ja,
der Bürgermeister musste es gewesen sein.
Ein Mann im langen Mantel tritt vor, er bezeichnet sich als
"Kommissar". "Haben wir Sie endlich!", stößt er hervor, und sein
Grinsen wird immer breiter. "Sie dachten wohl, Sie könnten die ganze
Stadt ungestraft mit Glühbirnen versorgen, wie? Aber Sie haben die
Rechnung ohne uns gemacht! Und ohne mich, den Kommissar. Wir haben ja
in letzter Zeit in jeder zweiten Wohnung Gope gefunden! Doch jetzt
hat es sich ausgedealt mit dem Obst! Wenn Sie Glück haben, können Sie
bald echte Birnen futtern - in der Anstalt!" Er holt tief Luft. Der
junge Polizist neben ihm kramt in seinen großen Taschen und zieht
Handschellen hervor. "Wenn Sie die bitte anlegen würden..", zischt er
mit hämischem Gesichtsausdruck.
Ich lasse mich widerspruchslos festnehmen und in den Polizeiwagen
drängen. Mein Kunde wird in ein zweites Auto gesteckt. Es liegt
Verzweiflung in seinen Augen. Der Kommissar setzt sich neben mich auf
die Rücksitzbank. Wir fahren los.
Da flüstert der Kommissar plötzlich: "Wie machen Sie das nur?" - Ich
antworte: "Ich sage nichts ohne meinen Anwalt", doch auf einmal liegt
etwas Freundliches auf dem Gesicht des Kommissars, als er entgegnet:
"Nein, so meine ich das nicht. Wissen Sie, in letzter Zeit klagt
meine Frau immer über Kopfschmerzen, wegen dem Geflimmer von dem
Energiesparzeugs. Wenn ich abends Fotos aus dem Familienalbum
betrachten will, sind die Farben nicht mehr so wie früher, damals,
vor dem Verbot, Sie wissen schon. Wenn ich die Wohnung betrete und
das Licht anschalte, dauert es Minuten, bis es einigermaßen hell ist.
Und das ganze Quecksilber belastet zunehmend mein Gewissen." Es
scheint ihn einige Überwindung zu kosten, als er fortfährt: "Sie,
Sie.. Sie sind anders. Ein Outlaw. Ein Mann der Straße. Jemand, der
zu seinen Überzeugungen steht, sich sogar mit der mächtigen EU und
Europol anlegt. Der einzige, der seit den massiven Kontrollen noch an
die Frucht rankommt. Die Hoffnung aller, die..".. er zögert.. "aller,
die.. die die alten Zeiten vermissen. Die wieder richtiges Licht
sehen möchten, Licht wie das der Sonne, abends in der eigenen
Wohnung. Ein wunderbares Gefühl. Ich beneide Sie."
Er schaut mich eindringlich an. "Könnten Sie mir auch welche
besorgen? Ich kann einrichten, dass man Ihnen nichts nachweisen
kann.." - Ich setze ein breites Grinsen auf, als ich antworte: "Es
geht doch nichts über eine ordentliche Dosis Gope, nicht wahr? Auf
die alten Zeiten!"
Wir umarmen uns. Ich greife in meine Tasche. Es ist noch eine
Glühbirne darin, neu und ungebraucht. Bald wird sie in hellem Licht
erstrahlen - in der Wohnung des Kommissars. Das Leben ist schön.