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  • Neodym

mehr als 1000 Beiträge seit 23.03.2000

Re: Das ist doch albern!

homann5 schrieb am 13. März 2005 12:28

> > Steve Jobs sieht sich nur mimosenhaft in seinem kultartig
> > inszenierten Auftritt beeinträchtigt. Wenn er statt neue
> > Weihnachtsgeschenke für großäugig und brav dasitzende Kinder zu
> > präsentieren sich auf das Erläutern von technischen und
> > wirtschaftlichen Details konzentrieren würde, wäre es überhaupt kein
> > Problem, wenn vorzeitig Gerüchte gehandelt würden.
> > Ich habe durchaus Sympathie für Apple-Produkte und kann mir überhaupt
> > nicht vorstellen, dass durch das Betreiben solcher Gerüchteseiten
> > irgendein geschäftlicher Nachteil für Apple entstehen kann, zumal
> > solche Seiten sehr gut besucht sein sollen, was ja für ein starkes
> > Interesse an Apple spricht.
> > Die Apple-Szene wird doch lediglich bedient. Apple sollte froh sein
> > über die Gerüchteküche und die effiziente kostenlose Werbung.
>
> Genauso sehe ich es auch. In meinen Augen entwickelt Mr. Jobs sich zu
> einem krankhaften Egomanen. Warum sonst hätte er Motorola untersagt,
> auf der CeBIT das iTunes-Handy zu präsentieren?

Beide Beiträge sind etwas kurz geschossen! Ich lese selber hin und
wieder Gerüchte, aber wenn vertrauliche Informationen zu früh bekannt
werden, schadet das einem Unternehmen gleich mehrfach:

- Mitbewerber werden früher informiert und können ein eigenes Produkt
auf die Beine stellen, welches der kommenden Neuvorstellung von
Anfang an Konkurrenz macht. Dem Ursprungsunternehmen fällt es dadurch
ungleich schwerer, die Kosten für die Entwicklung wieder reinzuholen,
da von Anfang an Konkurrenz da ist und die Preise drückt. Im
Endeffekt trifft das dann auch die User, weil sich das Unternehmen
künftig nicht mehr traut, etwas Neues auszuprobieren, denn es wäre ja
zu riskant, dabei mehr Geld zu investieren, als man anschließend
wieder verdienen kann.

- Wenn Informationen über neue Geräte zu früh am Markt bekannt
werden, kauft keiner mehr die alten, weil jeder "noch auf die Neuen"
wartet. Da aber eine laufende Produktgeneration nicht nur die eigenen
Entwicklungskosten wieder reinholen muß, sondern auch die Entwicklung
der nächsten Generation mitfinanziert, könnte das entwickelnde
Unternehmen in Finanzprobleme kommen, weil keiner mehr die aktuelle
Generation kauft. Damit entstehen Überbestände am Lager, die man nur
noch mit schmerzhaften Preisnachlässen verkauft bekommt --> das war
u.a. ein Sargnagel für Commodore!

- Wenn ungenaue Informationen beim Nutzer Erwartungen wecken, die das
tatsächliche Produkt aus irgendwelchen Gründen (technisch nicht
machbar, Produktpolitik, zu teuer o.ä.) nicht erfüllen kann, dann
sind potentielle Kunden unzufrieden, kaufen das neue produkt nicht
oder wechseln sogar den Hersteller "aus Enttäuschung" (die
PowerMac-Verkäufe leiden da heute noch dran).

- Im heutigen übersättigten Markt ist es wichtig, Aufmerksamkeit für
ein neues Produkt zu bekommen. Wenn Informationen vorab in den Markt
sickern, verpufft die Aha-Wirkung und die Marketing-Strategie
funktioniert möglicherweise nicht wie gewünscht. Man kann hier
sicherlich darüber streiten, ob Vorab-Gerüchte die Aufmerksamkeit
womöglich sogar schüren, aber zumindest ist das weniger kontrollier-
bzw. steuerbar, so daß womöglich andere Produkte im Portfolio zu
wenig Aufmerksamkeit bekommen und sich dadurch schlechter verkaufen.

Es gibt sicherlich noch mehr Punkte, aber grundsätzlich kann ich
Apple verstehen. Das Problem insbesondere bei ThinkSecret und den
anderen Seiten lag darin, daß man zu gut sein wollte und deswegen
alles bis ins Detail veröffentlich hat. Ein etwas vageres Gerücht
über ein neues Musik-Interface wäre sicherlich nicht so schlimm
gewesen und hätte wie oben beschrieben das Interesse der User
geweckt. Alles vorab zu verraten, war schlicht dämlich (besonders vom
Informante) und da muß sich der Seitenbetreiber nicht wundern, wenn
er vor den Kadi gezerrt wird...

Sonntägliche Grüße
Neodym

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