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  • pullmoll, Juergen Buchmueller

mehr als 1000 Beiträge seit 24.01.2000

Verbesserte Übersetzung

Da ich die Einschätzung des Kreativen bei Slashdot für sehr treffend
halte, habe ich eine verbesserte Übersetzung versucht. Ihr könnt sie
sicherlich hier und da anbringen, wenn das Thema wieder einmal auf
Copyright kommt - was ja auch in DE noch öfter geschehen wird
(Stichwort "2. Korb").

Die Frage war: Wie fühlt man sich, wenn das eigene Copyright verletzt
wird?

cherokee158 antwortet auf Slashdot (http://slashdot.org/):

Ich weiß genau, wie man sich dabei fühlt. Ich arbeite als Illustrator
und Copyright garantiert mir die Butter auf dem Brot. Bevor Computer
jeden mit einer Kopie von Photoshop in einen "Zeichner" und jeden mit
einem HTML Editor in einen "Verleger" verwandelten, konnte man als
Profi nicht ohne ein detailliertes Verständnis der Copyright-Gesetze
überleben. Das Ergebnis waren damals wenig Mißbräuche. Seit der
Revolution ist nun das Stehlen von Bildern allgegenwärtig. Aber als
Neuling in der Branche, der wenig mehr zu verlieren hatte als seinen
Stolz, nutzte ich das Netz früh und lernte eine Menge über Geistiges
Eigentum und Geschäfte. Ich lernte:
1) Die meisten Menschen sind ehrlich und fragen immer um Erlaubnis,
bevor sie eine meiner Grafiken verwenden
2) Manche Menschen ignorieren die Copyright-Gesetze völlig, aber das
ist nicht der Typ Menschen, wegen derer man sich Sorgen machen muss
3) Ein Vertrag bedeutet noch lange kein Einkommen, wenn man sich
nicht auch einen guten Anwalt leisten kann
4) Der beste Schutz vor denen, die geistiges Eigentum stehlen, ist
dein eigener Geist. Das bedeutet, ich bin ganz sicher, dass ich als
Künstler auch dann überleben kann, wenn eines meiner Werke illegal
reproduziert wurde. Ich kann immerhin jederzeit weitere Werke
herstellen. Deswegen bin ich kein militanter Forderer einer
Copyright-Durchsetzung. Übertretungen des Copyrights sind selten und
tragen genausoviel zur Bekanntheit meiner Arbeiten bei, wie sie den
Ertrag schmälern.
Die Ganoven andererseits müssen weiterhin stehlen um zu überleben.
Diejenigen, die das größte Interesse am Copyright haben, sind die
Nicht-Schaffenden, die allein von ihrem parasitären Verhältnis zu den
Kreativen leben. Sie handeln mit Gütern, beuten die Arbeit anderer
aus und ohne Copyright-Schutz haben sie überhaupt kein Produkt zu
verkaufen.
Copyright ist für einen Künstler in dem Sinne nützlich, dass es ihm
erlaubt einen Vollzeitjob zu haben, der ihn versorgt. Das Copyright
ist tatsächlich ein Bündel von Rechten, die an eine Menge
Veröffentlicher oder Herausgeber vergeben werden können - für
deutlich mehr Geld, als ein einzelner Verleger zahlen würde. Aber
Copyright-Gesetze, die zu restriktiv sind, können auch die
Kreativität behindern und einfach Faulheit hervorrufen. Ich
persönlich sähe gerne den dämlichen Sonny Bono Act (der Name sagt
schon alles) wieder abgeschafft. Copyrights, die Jahrzehnte andauern,
sind sinnlos... jedenfalls sind sie für die Schöpfer der Werke
sinnlos. Ist es mir passiert, dass mein Copyright verletzt wurde? Ja.
Und die Gesetze boten mir keinerlei Schutz. Gerechtigkeit geht in
diesem Land an den höchsten Bieter.

Ich denke, dass - wie die meisten Parasiten - jedoch diejenigen, die
die Kreativität anderer ausbeuten bald eine Lektion lernen werden:
dass ein guter Parasit seinen Wirt nicht vollständig aussaugt, wenn
er überleben will. Die RIAA spürt bereits den Gegenwind von
Konsumenten, die die Schnauze voll haben von künstlich gepushter
Musik und harten Bandagen. Örtliche Animationsstudios mussten lernen,
dass wenn Amerikaner keine qualitativ hochwertigen Animationen in den
USA bekommen, sie diese eben importieren. (Trickzeichner sind eine
arg ausgebeutete Art Künstler, die für lange Stunden Arbeit ziemlich
mies bezahlt wird).
Disney leckt sich bereits die eigenen Wunden, nachdem sie unweise
entschieden hatten, dass sie keine Verwendung mehr für traditionelle
Künstler hätten (Pixar hat die meisten angestellt .. ratet mal, wer
jetzt das Lachen hat?). Ich glaube die MPAA und die zahllosen Studios
in Hollywood werden bald lernen, dass die Zahl der unabhängigen
Künstler riesig ist, dass sie talentiert sind und durchaus in der
Lage sind, ihre eigenen Filme zu produzieren: dankeschön.

Also, wie fühle ich mich? Ich fühle mich lausig, aber nicht annähernd
so mies wie ich mich fühlen würde, wenn ich meine Rechte an eine
ausbeuterische Firma abgetreten hätte, die womöglich sowieso niemals
dazu kommt, mir endlich den ausstehenden Scheck zuzusenden.

Scheisst auf das Copyright. Nur Kriminelle brauchen auf Papier
geschriebene Regeln für moralisches Handeln.

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Mehr oder weniger freie Übersetzung.
Das Englische Original bei:
http://yro.slashdot.org/yro/04/03/09/2335231.shtml

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