Indischer Konzern Tata stellt das billigste Auto der Welt vor

Der Alptraum für Klimaschützer soll ab September auf den Markt kommen und 1700 Euro kosten.

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Von
  • Florian Rötzer

Der indische Volkswagen ist da. Tata Motors hat mit dem Nano das billigste Auto der Welt vorgestellt, das zum Preis von 1 Lakh Rupien oder 2.500 US-Dollar (1.700 Euro) in der Standardversion auf den Markt kommt. Tatar bietet damit nicht nur den weltweit günstigsten Wagen an, man will auch in das teure Segment einsteigen und verhandelt gerade mit Ford über den Kauf von Jaguar und Land Rover für die indische Schickeria.

Ursprünglich sollte der Nano einmal für 1.700 Dollar angeboten werden. Aber auch der Preis von 2.500 ist ein wenig hinters Licht führend, denn dazu kommen noch die Mehrwertsteuer und die Überführungskosten. Und wer noch zusätzliche Features wie Zentralverriegelung oder Klimaanlage haben will, zahlt natürlich ebenso mehr, als wenn er gleich die Luxusausführung nimmt. Die Konkurrenten stehen in den Startlöchern und wollen beim Preisdumping mithalten. Der bislang billigste Wagen, der Maruti 800 von Suzuki, kostet noch etwa doppelt so viel.

Der Alptraum für Klimaschützer, der ab September die Straßen Indiens und die zahlreicher anderer Länder bevölkern soll, hat einen 33 PS starken 623 Kubikzentimeter Zweizylindermotor. Der viertürige, als Familienwagen gedachte Nano ist nicht nur billig, sondern braucht mit 5 l auf 100 km auch relativ wenig Benzin und hält die Euro 4 Abgasnorm ein. Er soll über alle Sicherheitsvorkehrungen eines modernen Autos verfügen.

Ratan Tata, der Konzernchef, sagte bei der Repräsentation, dass die Verkehrsinfrastruktur in Indien noch ein großes Problem sei. Beruhigend versicherte er, dass man in den nächsten zwei Jahren in Indien selbst nur 500.000 Fahrzeuge verkaufen will, was einem Anteil von 2,5 Prozent aller PKWs entspreche: "Mit diesen Zahlen kann der Kleinwagen kaum der Infrastruktur-Alptraum sein, der aus ihm gemacht wurde." Zur Klimabelastung meinte er, dass der Nano weniger Emissionen abgebe als die meisten Mopeds. Ab 2010 sollen dann aber bereits jährlich eine Million Neuwagen verkauft werden. Dazu kommen die Billigwagen, die alle anderen Autokonzerne unter Hochdruck entwickeln.

Bislang haben nur 7 von 100 Menschen in Indien ein Auto. Neben China ist Indien mit seiner Bevölkerung von 1,1 Milliarden Menschen der am schnellsten wachsende Automarkt, der jährlich um 22 Prozent zulegt. Der indische Wirtschaftsminister Kamal Nath sprach angesichts der Präsentation von einem "stolzen Moment für Indien. Das Auto demonstriert Indiens wirtschaftliche und technische Kapazitäten." Das Auto soll den Menschen helfen, so der Minister, von den Mopeds auf PKWs umzusatteln. (fr)