Digital Life Design: Netnographen krönen Zuckerberg

Auf dem DLD-Kongress ("Digital, Life, Design") wurde Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zum wichtigsten Internet-Unternehmer gekürt. Seine Kollegen debattierten über mögliche Umsatzbringer in Social Networks und haben dabei die Werbewirtschaft im Auge.

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Von
  • Detlef Borchers

Marc Zuckerberg, der Gründer des nach Deutschland expandierenden sozialen Netzwerks Facebook, ist von den Besuchern des gestern gestarteten Kongresses Digital Life Design zum wichtigsten Internet-Unternehmer gewählt worden. Mit 21 Prozent der Stimmen schlug Zuckerberg Apple-Chef Steve Jobs (14 Prozent) in der Umfrage von Hubert Burda Media Research um Längen. Nur bei der Frage nach den innovativsten Unternehmen gewann Jobs, gefolgt von Zuckerberg und Jimmy Wales (Wikipedia). Als wichtigste Software des Jahres 2008 wurde Facebook gewählt, gefolgt von Google und der Wikipedia, als wichtigste Hardware das iPhone von Apple. Mit den Ergebnissen der Teilnehmerbefragung positionierten sich die Marktforscher von Burda Research als "Netnographen". In dem Wort fließen Internet, Ethnographie und Demographie zusammen.

Die Diskussion um Facebook und seine deutschen Pläne prägte auch das erste Panel des zweiten Kongresstages. Unternehmensgründer Marc Samwer befragte eine Reihe von Prominenten der Web 2.0-Szene, wie denn soziale Netzwerke endlich "monetarisiert" werden könnten. Einhellige Antwort: Das Geld kommt aus der zielgerichteten Werbung, die allerdings geschickt positioniert sein muss. Lars Hinrichs von Xing musste dabei zugeben, die Zielwerbung bei seinen Kunden nicht besonders geschickt eingefädelt zu haben – eine Erfahrung, die auch Zuckerberg schon machen musste.

Matt Cohler, Vizepräsident von Facebook, gab sich überzeugt, den US-Erfolg von Facebook in Europa wiederholen zu können. Schon jetzt seien nur noch 37 Prozent der Facebook-Nutzer US-Amerikaner, immerhin 30 Prozent kämen aus Europa. Auf die Frage aus dem Publikum, ob Facebook das in Deutschland gegründete Studentenklatschportal StudiVZ kaufen wird, antwortete Cohler nicht direkt, meinte jedoch, Facebook könne jederzeit in Europa einkaufen. Seine Firma werde erfolgreich bleiben, weil die Vermarktung der Werbung von der erfolgreichsten Marketing-Firma der Welt übernommen werde: Microsoft.

Joanna Shields von Bebo.com pries ihr Netzwerk als weltgrößtes "Social Media", dass mehr als 40 Millionen Nutzer habe. Bebo soll die Nummer Eins bei "Internet-Dramen" sei, täglich aktualisierten Soap-Operas, die mit positionierter Werbung arbeiten. Der Slowene Andrej Nabergoj stellte schließlich das Netzwerk New Europe Online, dessen Kunden vor allem im aufstrebenden Osteuropa sitzen. LinkedIn-Gründer Reid Hoffmann feierte die Weisheit der "Professional Crowd", die sich eben auf LinkedIn und nirgendwo sonst treffen würde.

Alle Diskutanten waren überzeugt, mit ihren sozialen Netzen erst ganz am Anfang der Entwicklung zu stehen und wagten den Vergleich mit der Zeit, als die ersten Tabellenkalkulationen wie Visicalc erschienen und belächelt wurde. Und über allen schwebte der Geist des großen Zuckerbergs.

Zum Kongress Digital Life Design siehe auch:

(Detlef Borchers) / (vbr)