18 Prozent der deutschen Unternehmen haben Aktivitäten ins Ausland verlagert

Nach einer Befragung des Statistischen Bundesamts hat auch ein hoher Anteil von Unternehmen im Hochtechnologiebereich oder mit wissensintensiven Dienstleistungen Arbeitsplätze verlagert.

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Von
  • Florian Rötzer

Globalisierung, so die stete Drohung an Politik und Menschen, bedeute, dass es eine weltweite Konkurrenz der Standorte gebe und die Unternehmen dorthin gehen, wo sie am billigsten produzieren können. Das Statistische Bundesamt Deutschland hat nun 20.000 Unternehmen in Deutschland befragt, ob sie Verlagerungen vorgenommen haben, aus welchem Grund diese geschehen sind, und wohin man die Arbeitsplätze verlagert hat. Die Unternehmen haben daran freiwillig teilgenommen.

18 Prozent der Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten haben zwischen 2001 und 2006 einen Teil ihres Betriebs ins Ausland verlagert, weitere 4 Prozent planen dies bis 2009. Besonders attraktiv sind dabei, wie man dies gerade am Beispiel auch von Nokia sehen konnte, die 12 neuen EU-Mitgliedsstaaten. 60 Prozent der Verlagerungen von Unternehmensaktivitäten erfolgten in diese Länder, die damit ebenso vom Beitritt zur EU profitierten wie die Unternehmen selbst. 30 Prozent verlagerten in die 15 alten EU-Mitgliedsstaaten, 36 Prozent nach China. 38 Prozent der Unternehmen gaben mehrere Staaten an.

Zwar steigt nach den Angaben von manchen Unternehmen der logistische Aufwand, insgesamt habe die Verlagerung aber Vorteile. 73 Prozent geben eine bessere Positionierung im Wettbewerb an, 67 Prozent geringere Lohnkosten, 55 Prozent einen leichteren Zugang zu neuen Märkten. Es handelt sich also um einen Mix von Vorteilen, der sich nicht allein auf niedrigere Lohnkosten beschränkt. Für die Arbeitsplätze in Deutschland sind die Folgen aber erst einmal erwartungsgemäß negativ. So fielen durch die Verlagerungen der befragten Unternehmen ins Ausland in Deutschland 188.000 Arbeitsplätze weg, andererseits gaben die Unternehmen an, dass sie in dieser Zeit in Deutschland 105.000 Arbeitsplätze neu geschaffen haben.

Unter stärkstem Verlagerungsdruck steht die Industrie. Hier sind 26 Prozent der Unternehmen ins Ausland gegangen, im Rest der Wirtschaft nur 9 Prozent. Im Hochtechnologiebereich haben sogar 33 Prozent der Unternehmen Aktivitäten ins Ausland verlegt, 19 Prozent waren es bei Unternehmen, die "wissensintensive Dienstleistungen (zum Beispiel Unternehmensberatung, Softwareentwicklung) anbieten". Das würde heißen, dass das Setzen auf Wissen und Hochtechnologie nicht unbedingt vor Verlagerung schützt. (fr)