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Verdoppelte Geschwindigkeit bei Inhouse-Powerline

Vertreter der beiden großen Lager HomePlug und UPAPLC wollen Prototypen zeigen, die bis zu 400 MBit/s durch die Stromleitung quetschen.

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Bereits im vergangenen Herbst verkündete der spanische Halbleiterentwickler DS2, an einer Verbesserung der aktuell 200 MBit/s brutto schnellen Datenübertragung per Stromleitung (Powerline Communication, PLC) zu arbeiten. Schon im nächsten Jahr sollen Powerline-Adapter mit DS2-Chips erscheinen, die bis zu 400 MBit/s erreichen. Auf Anwendungsebene (netto) schaffen die Geräte angeblich bis zu 250 MBit/s, also zweieinhalbfache Fast-Ethernet-Geschwindigkeit, was laut DS2 für fünf parallele Videostreams ausreicht. Auch sollen die Adapter kompatibel zu jetzt erhältlichen 200-MBit/s-Modellen sein, die nach der OPERA- und UPAPLC-Spezifikation arbeiten. Prototypen will DS2 in Halle 13, Stand C83 vorführen.

Den gleichen Schritt plant Devolo mit seinen dLAN-Adaptern, die auf die maßgeblich von Intellon entwickelte HomePlug-Technik bauen. Auch hier soll die Technik schon funktionieren und netto bis zu 180 MBit/s liefern, was Devolo in Halle 13 auf Stand C30 demonstrieren will. Ferner heißt es, dass die 400-MBit/s-Modelle mit den aktuellen HomePlug-AV-Adaptern bis zu deren maximaler Bruttodatenrate von 200 MBit/s zusammenarbeiten. Geräte kommen voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2009 auf den Markt.

Zueinander kompatibel sind die UPAPLC- und HomePlug-AV-Adapter nicht. Details, wie die Geschwindigkeitsverdoppelung zustande kommt, waren nicht zu erfahren. Allerdings verwendet schon die bestehende 200-MBit/s-Technik als höchste Modulation QAM1024 mit 10 Bit pro Übertragungsschritt. QAM1024 kommt indes nur bei sehr guten Übertragungsbedingungen (hoher Signal-/Rauschabstand) zum Einsatz, was in der Praxis nur bei einem Bruchteil aller Übertragungsstrecken klappt. Deswegen ist die Verwendung noch höherer Modulationsstufen zur Steigerung der Bruttogeschwindigkeit aussichtlos. Komprimierung erscheint auch nicht als gangbarer Weg, weil in der Regel bereits komprimierte Datenströme (MPEG-Videos, gezippte Download-Archive) vorliegen.

Als Ausweg bleibt so nur, ein breiteres Frequenzband auf der Stromleitung zu verwenden, also beispielsweise 2 bis etwa 60 MHz statt des heute benutzten Blockes von 2 bis 30 MHz, um mittels mehr OFDM-Trägern mehr Bits durch die Stromleitung zu quetschen. Nach Angaben eines großen Powerline-Herstellers können schon die derzeit betriebenen Adapter aber in mehr als 90 Prozent aller Fälle gar nicht auf die höchstmögliche Bruttodatenrate schalten, weil die Übertragungsbedingungen auf der Stromleitung dafür zu schlecht sind. Bei der 400-MBit/s-Technik dürfte der Anteil noch kleiner sein, bei dem die Adapter in der Praxis tatsächlich mit Höchstgeschwindigkeit kommunizieren können.

Zwar erleichtern Powerline-Adapter die Heimvernetzung erheblich, allerdings wird der Technik wegen der hochfrequenten Übertragung nachgesagt, Funkdienste oder Kurzwellenrundfunk zu stören, denn Stromleitungen strahlen unweigerlich einen Teil des HF-Signals als Antenne ab. Doch zumindest bei den Inhouse-Adaptern scheint das beispielsweise von der Nato und Funkamateuren beklagte Störpotenzial wenig ausgeprägt: Nach Auskunft der Bundesnetzagentur gingen hierzulande in den vergangenen drei Jahren lediglich drei Störmeldungen ein, die sich auf Powerline-Adapter zurückführen ließen. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass handelsübliche PLC-Adapter die Amateurfunkbänder ausblenden (Notching). Bei der in Deutschland gescheiterten Internetversorgung über Stromleitungen (Outdoor-Powerline) sieht das allerdings anders aus, wie die österreichische Linz AG feststellen musste. (ea)