Untersuchungen sieben Kilometer unter dem Meer

Das größte Tiefseebohrschiff der Welt, die japanische "Chikyu", hat die erste Mission erfolgreich hinter sich gebracht.

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Im Hafen der japanischen Kleinstadt Shingu herrscht Hochbetrieb. Kamerateams wimmeln über die Mole. Container krachen auf den Beton. Und an Bord eines Schiffsriesen an der niedrigen Kaimauer packen Wissenschaftler ihre Koffer, bereit für den Landgang zu ihren Familien. Das größte Tiefseebohrschiff der Welt, die "Chikyu", zu Deutsch: "Erde", hat gerade die erste Bohrmission zur Erforschung der Erde abgeschlossen. Es ist ein Forschungsschiff der Superlative: 210 Meter lang, 38 Meter breit, inklusive Bohrturm 130 Meter hoch und fähig, aus 2500 Meter Meerestiefe weitere sieben Kilometer in die Erde vorzustoßen. Tiefer, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe, bohrte noch kein Schiff.

Die Wissenschaftler an Bord sind von den neuen Möglichkeiten begeistert. "Die Chikyu ist wundervoll", schwärmt Daniel Curewitz, der als Projektmanager der japanischen Behörde für Meeres- und Erdwissenschaften, kurz JAMSTEC, das Leben und Forschen auf dem Schiff organisiert hat. Für eine Jungfernfahrt sei alles erstaunlich glatt gelaufen, sagt er. Auch die frisch eingebaute Technik, darunter ein Computertomograph zur direkten Untersuchung der Proben, ohne dass diese beschädigt werden, arbeitete laut Curewitz nahezu perfekt.

Schon die ersten Ergebnisse bergen Überraschungen für die Forscher. In einer Bohrung fanden sie zum Beispiel zwei statt der bekannten einen Bruchzone, sagt Gaku Kimura, der wissenschaftliche Co-Leiter aus Japan. Außerdem scheinen die Sedimente, die vor der japanischen Küste steil von zwei auf über vier Kilometer Tiefe abfallen, nicht sehr stabil zu sein und könnten daher im Falle eines Erdbebens leicht kollabieren. Auch ist die Temperatur des Tiefenwassers niedriger als angenommen. Daraus schließen die Forscher, dass kaltes Meerwasser stärker in der Region zirkuliert.

Mit den Bohrungen soll nicht nur die Wahrscheinlichkeit von Erdbeben, mit denen Japan regelmäßig leben muss, genauer erforscht werden. Auch die Suche nach Leben im Erdmantel gehört zu den Aufgaben der Wissenschaftler. Curewitz selbst war erst skeptisch, ob sich auch mit der Chikyu Mikroben im Tiefgestein feststellen lassen würden, wie sie schon bei früheren Bohrungen zu sehen waren. "Aber wir hatten einige sehr interessante Funde", meint der Forscher. "Ich kann nicht viel sagen. Aber einer unserer Wissenschaftler ist sehr aufgeregt über das Material."

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(bsc)