Kernel-Log: Ndiswrapper in 2.6.25-rc4 wieder voll funktionsfähig

Die Kernel-Entwickler machten eine zu Beginn des aktuellen Entwicklungszyklus integrierte Änderung am Module-Loader rückgängig, die den Ndiswrapper behinderte. Der Ndiwsrapper ermöglicht den Einsatz von Windows-WLAN-Treibern unter Linux.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Linus Torvalds veröffentlichte kürzlich die Linux-Version 2.6.25-rc4 und nahm zuvor noch einen Patch auf, der dem Ndiswrapper nun wieder uneingeschränkten Zugriff auf alle benötigten Treiber-Schnittstellen gewährt. Damit sollte der Ndiswrapper, der den Einsatz von Windows-WLAN-Treibern unter Linux ermöglicht, im aktuellen Entwicklerkernel und der in zirka eineinhalb Monaten daraus hervorgehenden Linux-Version 2.6.25 wieder problemlos funktionieren.

In den vergangenen Wochen hatte der Module-Loader des in der Testphase befindlichen Entwicklerkernels den Ndiswrapper beim Laden speziell markiert, sodass er keinen Zugriff mehr auf nur für GPL-kompatiblen Schnittstellen des Kernels hatte. Dadurch arbeitete der Ndiswrapper nicht mehr mit USB-WLAN-Hardware zusammen, da die Kernel-Hacker um Greg Kroah-Hartmann kürzlich unabhängig von der Änderung am Module-Loader einige zentrale Schnittstellen für USB-Treiber verändert haben; bei ihnen soll der Export via EXPORT_SYMBOL_GPL in Zukunft klarstellen, dass nur GPL-kompatiblen Code diese USB-Treiber-APIs nutzen dürfen.

Ende vergangener Woche entstand dann eine Debatte, ob die aus der Kombination dieser unabhängig voneinander eingebrachten Änderungen entstehende Situation so gewollt sei. Als heise open Anfang der Woche darüber im vorangegangenen Kernel-Log berichtete, schien die Diskussion weitgehend zum Erliegen gekommen zu sein. Am Dienstag ging es dann aber doch wieder weiter; Linus Torvalds stellte klar, dass der Ndiswrapper im Unterschied zu USB-Treibern nicht einfach in den Userspace ausgelagert werden könne. Später in der Mail führt er aus, dass die GPLv2 nur abgeleitete (derived) Werke abdecken würde – da der NDIS-Treiber nicht für Linux geschrieben sei, lege auch kein Lizenz-Problem vor ("Quite frankly, my position on this has always been that the GPLv2 explicitly covers _derived_ works only, and that very obviously a Windows driver isn't a derived work of the kernel. So as far as I'm concerned, ndiswrapper may be distasteful from a technical and support angle, but not against the license.").

Er selbst würde keine Lizenz-Probleme sehen, schloss Torvalds die Mail ab – er wolle die Situation aber geklärt wissen. Daraufhin meldete sich Greg Kroah-Hartmann zu Wort; der Ndiswrapper sei ein großer Hack, aber genau wie Torvalds sehe er keinen Verstoß gegen die Lizenz. Er hätte keine Einwände gegen einen Patch, der die spezielle Markierung für den Ndiswrapper entfernt, damit Letzterer wieder Zugriff auf die USB-Treiber-Schnittstellen erhält. Ein solcher wurde dann in den aufgenommen; ein Kommentar an der kritischen Stelle erklärt die Situation kurz ("ndiswrapper is under GPL by itself, but loads proprietary modules. Don't use add_taint_module(), as it would prevent ndiswrapper from using GPL-only symbols it needs.").

Kernel-Log-Staccato:

  • Die Kernel-Hacker diskutieren, ob sie am Google Summer of Code 2008 teilnehmen wollen.
  • Pierre Ossman hat einen Patch gepostet, der auf einigen Systemen singende Kondensatoren zur Ruhe bringen soll.
  • In zwei Diskussionen auf der LKML (1, 2) erörtern die Entwickler, warum FreeBSD und speziell dessen kürzlich vorgestellte Version 7.0 in einigen Benchmarks deutlich besser abschneidet als Linux.
  • Innerhalb weniger Tagen hat die Webseite OpenTheBlob.com über 6000 virtuelle Unterschriften für eine Petition gesammelt, die Nvidia zu einer bessere Zusammenarbeit mit der Open-Source-Community auffordert.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open: