Mix: Steve Ballmer will Google einholen

Für den Microsoft-Chef ist die Übernahme von Yahoo eigentlich schon geklärt, auch wenn sich der begehrte Partner noch heftig wehrt. Die Integrationspläne in Redmond sind jedenfalls schon fertig.

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Von
  • Erich Bonnert

Steve Ballmer auf der Mix 08: Google ist weit voraus, aber ...

Noch wehrt sich Yahoo, doch für den Microsoft-Chef ist die Zukunft des Internet-Pioniers schon geklärt – als Teil der Web-Infrastruktur von Microsoft. Ballmer ließ durchblicken, dass die Integrationspläne in Redmond schon fertig sind.

In der zweiten Keynote auf Microsofts Web-Entwicklerkonferenz Mix präsentierte Steve Ballmer nicht wie sonst gewohnt selbst, sondern nahm zu einem launigen Podiumsgespräch mit dem früheren Mac-Evangelisten und heutigen Venture-Unternehmer Guy Kawasaki auf der Bühne Platz. Mit humorvollen Seitenhieben, die Ballmer meist gutmütig parierte, sprach Kawasaki viele brisante Themen an.

... erst kriegen wir Yahoo - und dann den Rest!

Was denn nun mit dem Yahoo-Kauf sei, fragte der Ex-Apple-Mitarbeiter gleich zu Anfang. Ballmers Antwort klang zunächst wie ein Zitat aus einer Pressemitteilung:"Wir haben durch jahrelange Arbeit bewiesen, dass wir es Ernst meinem mit unserem Engagement im Web. Unser Angebot an Yahoo steht." Dann wurde er konkreter: Im Internet-Geschäft drehe sich alles um den Anzeigenmarkt, und die Online-Suche sei der Schlüssel dazu. "Online-Werbung ist zwar jetzt schon ein großer Markt, aber gemessen an der Zukunft ist das noch gar nichts. Das wird das nächste Superding."

Auf die Führungsposition von Google angesprochen, konterte der Microsoft-Boss: "Letztlich ist es aber ein Nullsummenmarkt. Jeden Tag gibt es eine feste Anzahl von Suchaktionen – und davon wollen wir so viele wie möglich." Google liege jetzt zwar weit in Führung, aber bei seinem Ausscheiden bei Microsoft will er den kalifornischen Suchmaschinisten eingeholt haben.

Auch Web-Entwickler brauchen Ansporn: Steve Ballmer bewies Humor und warf sich zum Vergügen des Publikums der Mix 08 in seine legendäre Monkey-Pose

Auf eine hypothetische Frage aus dem Publikum, was denn bei Microsoft aus Yahoos PHP-Infrastruktur (die auf Open-Source-Software setzt) würde, hatte Ballmer klare Pläne parat: "Wichtige Infrastrukturkomponenten, ob PHP oder eine andere Codebasis, werden wir behalten, denn man kann nicht alles schlagartig umstellen. Einiges von der Yahoo-Software wird daher über Jahre weiterlaufen. Aber wir brauchen nicht alles zwei Mal anbieten." Überlappende Bereiche, ob Mail, Instant Messaging oder Anzeigendienste, werde man sehr schnell konsolidieren: "Das Bessere und Erfolgreichere von beiden wird übrig bleiben."

Von heise online zur Zukunft des Smartphone-Software der kürzlich übernommenen Firma Danger befragt, sagte Ballmer:"Dangers Stärke sind Anwendungen und Dienste für Anwendergruppen und innerhalb sozialer Netze. Diese Programme und Dienste werden wir auf Windows Mobile aufsetzen." Dangers Java-basiertes Betriebssystem für die Sidekick-Geräte hat demnach ausgedient.

Eine Silverlight-Version für Apples Iphone werde es in absehbarer Zeit nicht geben, verriet Ballmer zudem. Apple hatte am gleichen Tag Schnittstellenbeschreibungen und ein Entwicklerkit für das Iphone veröffentlicht. "Wir haben derzeit keine Gespräche mit Steve Jobs darüber laufen." Die Lizenzbedingungen Apples für Iphone-Entwickler passen Ballmer ganz und gar nicht: "30 Prozent Lizenzgebühren für Geschäfte mit iPhone-Anwendungen? Gutes Geschäft für ihn – aber nicht mit uns."

Zur Mix 08 siehe auch:

(Erich Bonnert) / (jk)