Computex

Monster und UFOs im Anmarsch

Bei Kühlern für Grafikkarten und Prozessoren spielte neben der Funktion auch das Design schon immer eine gewichtige Rolle. Gewagte Konstruktionen und bizarre Formen sind hier gerade im oberen Preissegment fast schon Pflicht.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Georg Schnurer

Der Vorgone unter den CPU-Kühlern: V10 von Cooler Master

Eigentlich ist die Aufgabe eines Kühlers klar umrissen: Er soll den Prozessor oder den Grafik-Chip von der anfallenden Abwärme befreien und dabei möglichst wenig Lärm verursachen. Schön wäre freilich auch, wenn der Kühler mit dem vom System vorgegebenen Platz auskommt und beim Transport des Rechners nicht wie ein Schrapnell durch das Gehäuse schwirrt. Ein idealer Kühler ist also effizient, leise, kompakt und stabil – sollte man zumindest meinen.

Doch wenn man sich auf der Computex bei den einschlägigen Herstellern umsieht, drängen sich unweigerlich andere Attribute auf: "monströs", "bizarr" oder auch nur "skurril" beschreibt Vieles von dem, was hier zu sehen ist, weitaus besser. Zu Zeiten, in denen jede neue Prozessorgeneration immer mehr Abwärme produzierte, mögen riesige Konstrukte, die kaum noch in kompakten Gehäusen Platz fanden, unvermeidlich gewesen sein. 2008, im postulierten Jahr der grünen, energiesparenden IT, wirken solche Monstren wenig zeitgemäß – zumal aktuelle Prozessoren inzwischen weniger Energie benötigen als ihre Vorgänger, ohne dabei langsamer zu sein, versteht sich.

Technisch betrachtet müssten zumindest die Prozessorkühler also eigentlich kompakter werden. Da das Auge des Käufers aber inzwischen selbst bei Komponenten, die hinter Blech oder Alu verborgen sind, mitentscheidet, spielt das Design eines Kühlers eine immer wichtigere Rolle. Da passt es doch prima ins Bild, dass 2008 auch ein CPU-Kühler einen "Computex Taipei design & innovation award" gewinnen konnte: Das Modell V8 von CoolerMaster. Seltsam nur, dass der arg ähnlich aufgebaute "Freezer Extreme" von Arctic Cooling dort nicht für preiswürdig befunden wurde. Aber wer weiß, vielleicht wollte Arctic Cooling ja auch gar nicht an dem Wettbewerb teilnehmen. Möglicherweise überzeugte die allesamt eher aus der Design-Ecke stammenden Juroren aber auch der etwas verspielte Aufbau des V8 von Cooler Master mit seinen voreinander liegenden Kühllamellen. Die Konstruktion von Arctic Cooling ist da eher bodenständig. Die in der aktuellen Version gegenüber dem Ursprungsmodell verstärkten Kühl-Finnen sorgen auf jeden Fall für hohe Stabilität.

Kühler: Monster und UFOs im Anmarsch (10 Bilder)

Preisverdächtig: Das Modell V8 von Cooler Master konnten einen "Computex Taipei design & innovation award 2008" ergattern.

Wirkte der V8 noch einigermaßen vertraut, so kommen beim Blick auf das jüngste Modell von Cooler Master doch gewisse Zweifel auf, wie sich dieses Monster in ein typischs PC-Gehäuse einbauen lässt: Der V10 schwebt beinahe wie ein Vogonen-Raumschiff über der CPU. Ob seines klotzig-brachialen Designs dürfte er nur noch in wenigen wirklich großen Tower-Gehäusen problemlos unterzubringen sein.

Lüfter im Doppeldecker-Stil schmücken den neuen CPU-Kühler von Glacialtech.

Etwas geschmeidiger, aber kaum weniger raumgreifend präsentiert sich das "UFO V51" von Glacialtech. Die Befestigung dieses Prozessorkühlers dürfte aber ebenso kritisch sein wie beim Cooler-Master-Modell. Kompakter, aber ebenfalls mit auffälligem Design kommt die jüngste Entwicklung von Glacialtech daher: Bei dem noch namenlosen Doppeldecker-Modell gibt es gleich zwei Lüfter. Im unteren Lamellenkreis residiert ein 60-mm-Modell, darüber, durch die Heatpipes auf Abstand gehalten, schwebt ein zweiter Lamellenkreis, den ein 80-mm-Lüfter kühlt.

Annähernd konventionell aufgebaute Prozessorkühler gab es natürlich auch auf der Computex zu sehen. Ein typisches Beispiel ist etwa der "Gyre Flow" von Zaward, den der Hersteller inzwischen auch in einer passablen Retail-Verpackung anbietet.

Wenig Neues ist dagegen von den Wasserkühlsystemen zu berichten. Die Anbieter beschränken sich hier vor allem auf Detailverbesserungen, die Einbau und Handhabung dieser doch recht aufwendigen und anfälligen Kühlmethode vereinfachen sollen.

Bei den als Nachrüstoption angebotenen Kühlern für leistungsstarke Grafikkarten geht der Trend dieses Jahr eindeutig hin zu immer gigantischeren Konstrukten. Schuld daran sind freilich weniger die Kühlerhersteller als vielmehr Nvidia und AMD (respektive ATI), deren 3D-Beschleunigerchips inzwischen schon mehr Leistung verbraten als aktuelle Prozessoren. Die viele Wärme muss irgendwie weggeschafft werden, was Arctic Cooling beim "Accellero Extreme 9800" mit diversen Heatpipes und drei großen Lüftern halbwegs leise zuwege bringen will.

Ein zumindest irgendwie kurioses Kühlsystem entdeckten wir auch bei Sparkle: Auf der Grafikkarte "Calibre P980X" residiert ein mit zwei Lüftern versehener Grafikkühler, der quasi mit den Flügeln schlagen kann. Ein integrierter Motor hebt und senkt auf Knopfdruck die beiden Lamellenkreise mit den aufgesetzten Lüftern. Ein in einen 5,25-Zoll-Schacht einzubauendes Control Panel mit Drehzahlüberwachung gehört zum Lieferumfang. Der Hersteller verspricht sich von dem "Dual Fly Cooling System" eine besser an die jeweilige Einbausituation angepasste Kühlung der GPU. Der Motor wird also eigentlich nur einmal benötigt: Beim Einbau der Grafikkarte und bei der Justierung der "Kühlflügel" – das ließe sich sicher auch weniger aufwendig realisieren. Ansonsten dient das System wohl vor allem dazu, dass der Käufer der sicher nicht billigen Grafikkarte bei Innenbesichtigungen des PC gehörig Eindruck schinden kann. (gs)