Krankenkassen sehen große Akzeptanz für komplette Gesundheitskarte

75 % der von den Krankenkassen Befragten ist für die elektronische Gesundheitskarte mit allen Anwendungen und gegen die schnelle Einführung einer Basiskarte ohne Zusatznutzen. 73 % haben aber auch Datenschutzbedenken.

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Von
  • Detlef Borchers

Der Verband der Angestellten-Krankenkassen und Arbeiter-Ersatzkassen hat die Ergebnisse einer Umfrage zur Akzeptanz der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) veröffentlicht. Danach akzeptiert die Mehrzahl der Befragten (75 %) die eGK, möchte jedoch eine Vollversion mit allen Anwendungen eingeführt sehen und ist gegen die schnelle Einführung einer Basiskarte ohne Zusatznutzen.

Die Basis der von Forsa Sozialforschung durchgeführten und ausgewerteten Umfrage bildet ein computergestütztes Telefoninterview von 2009 gesetzlich Versicherten über 16 Jahre. Neben den 75 %, die sich für die "richtige Gesundheitskarte" mit allen Funktionen aussprachen, ist die Zahl derer, die Zweifel am Schutz der Kartendaten haben, ebenfalls sehr hoch: 73 % der befragten Versicherten haben Bedenken, dass die Daten auf der eGK von Unberechtigten eingesehen und missbraucht werden. Unter der ausdrücklichen Bedingung, dass der Datenschutz garantiert ist, würden 70 % der Befragten Daten auf der eGK speichern lassen. Das relativ große Misstrauen interpretieren die Spitzenverbände der Angestellten und Arbeiter-Versicherungen "als Auftrag, ihre bereits bestehenden Informationsaktivitäten rund um die eGK noch weiter zu intensivieren und auszubauen," heißt es in einer Mitteilung.

Weitere Ergebnisse der Umfrage besagen, dass die eGK bei den über 40-Jährigen und besonders bei den über 60-Jährigen bekannt ist, während sich gerade einmal ein Drittel der "kartenaffinen" Generation der unter 30-Jährigen für die neue Karte interessiert. Gleichzeitig sollen die 16- bis 29-Jährigen die Karte besonders positiv sehen. Außerordentlich vage sind die Angaben zu den freiwilligen Anwendungen der eGK wie Arzneimitteldokumentation und Patientenakte: "Die Mehrheit kann sich vorstellen, diese freiwilligen Funktionen zumindest wahrscheinlich zu nutzen." Nur bei den Notfalldaten wird die Studie konkreter: 73 % der Befragten wollen diese Daten ganz sicher gespeichert sehen.

Ungeachtet der eindeutigen Vorbehalte der Befragten gegen den Rollout einer eGK ohne besondere neue Funktionen gegenüber der herkömmlichen KSK gehen die Vorbereitungen weiter. Viele Krankenkassen schreiben die Versicherten an, die Fotos einschicken sollen, einige bestehen dabei laut Krankenkassen direkt sogar auf biometrischen Passfotos, obwohl in den Hinweisen der Projektgesellschaft Gematik nur vom Personalausweis als Beispiel die Rede ist. Die einzige Anforderung ist laut Gematik, dass ein Versicherter "zweifelsfrei zu erkennen" sein soll.

In einigen Regionen haben Krankenkassen zusätzlich damit begonnen, sogenannte Fotoautomaten zu installieren, die im Kern die kommenden elektronischen Kioske darstellen, an denen der Versicherte (nach Eingabe einer PIN) seine Daten auf der Karte einsehen kann. Datenschützer haben gegen diese Systeme Bedenken angemeldet, weil sie die Unterschrift der Versicherten als PDF speichern. So heißt es in der Produktbeschreibung eines solchen Systems (PDF-Datei): "Nachdem die Qualität des Bildes geprüft wurde, muss der Versicherte lediglich auf einem Unterschriftenpad unterschreiben, dass er der Besitzer der alten Krankenversichertenkarte ist und es sich um sein Lichtbild handelt."

Zur elektronischen Gesundheitskarte siehe:

(Detlef Borchers) / (jk)