Bush-Regierung erwog Cyber-Angriffe auf irakische Konten

Detaillierte Pläne, die Kriegskasse von Saddam Hussein und der irakischen Regierung durch Cyber-Angriffe auf die Bankkonten zu blockieren, wurden im Jahr 2003 aus Angst vor Chaos auf den Finanzmärkten wieder verworfen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Das Pentagon und amerikanische Geheimdienste hatten 2003 vor dem Angriff auf den Irak detaillierte Pläne ausgearbeitet, die Kriegskasse von Saddam Hussein und der irakischen Regierung durch Cyber-Angriffe auf die Bankkonten zu blockieren. Laut einem seinerzeit leitenden Pentagon-Mitarbeiter habe man für solch einen Angriff alles Nötige gehabt. Die Regierung von Georg W. Bush habe dem Plan aus Angst vor Kollateralschäden jedoch kein grünes Licht gegeben. Die US-Regierung fürchtete, die Finanzmärkte in der Region sowie vermutlich auch die in Europa und den USA ins Trudeln zu bringen. Das berichtet die New York Times.

Solche Befürchtungen gibt es jetzt wieder, nachdem US-Verteidigungsminister Robert Gates im Juni die Einrichtung eines eigenen Befehlsbereichs zur Bündelung offensiver und defensiver Cyberwar-Fähigkeiten im Pentagon anordnete. Bei den aktuellen Diskussionen geht es nicht nur um die Finanzmärkte, sondern auch um andere Auswirkungen eines Cyberwars auf die Zivilbevölkerung und die von ihnen genutzte digitale Infrastruktur.

Der Angriff auf das irakische Finanzsystem sei damals zwar nicht ausgeführt worden, andere Cyber-Angriffe habe es hingegen durchaus gegeben. Ein Angriff auf das Kommunikationsnetz etwa hat nicht nur die Telefonverbindungen im Irak, sondern auch die in den umgebenden Ländern gestört; diese Kollateralschäden habe die Bush-Regierung aber als vertretbar hingenommen.

Ängste vor Cyber-Terroristen schürte derweil die kürzlich von der International Commission on Nuclear Non-proliferation and Disarmament (ICNND) veröffentlichte Studie "Hacking Nuclear Command and Control". Laut diesem unter anderem vom britischen Guardian analysierten Bericht steige die Gefahr, dass Terroristen über das Internet Zugriff auf Computersysteme zur Kontrolle von Nuklearwaffen erlangen könnten – auf diesem Weg einer Nuklearwaffe habhaft zu werden, sei für Terroristen vermutlich einfacher, als eine zu beschaffen oder eine "Dirty Bomb" selbst zu bauen. (thl)