EU: Mehr Geld fürs "Future Internet"

Brüssel will die Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen zum Internet der nächsten Generation verstärken. Entsprechende Pläne stellte jetzt ein Mitarbeiter der EU-Generaldirektion "Medien und Informationsgesellschaft" in Berlin vor.

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Von
  • Richard Sietmann

Die neue EU-Kommission ist noch nicht gebildet, auch ist noch unklar, ob Viviane Reding noch einmal für eine dritte Amtszeit als Kommissarin für Medien und Informationsgesellschaft antreten wird – doch in ihrem Generaldirektorat wird schon eifrig an der Intensivierung der Förderkonzepte für das Internet der nächsten Generation gearbeitet. Im Arbeitsprogramm 2011 bis 2013 unter dem Dach des 7. Forschungsrahmenprogramms soll das Internet der Zukunft eine zentrale Rolle einnehmen.

Zurzeit fördert Brüssel mit einem Volumen von 400 Millionen Euro insgesamt 94 FuE-Projekte, an denen mehr als 500 Firmen und Forschungseinrichtungen beteiligt sind. Die nächste Ausschreibung ("Call 5") für neue Projekte endet am 26. Oktober. "Eine weitere Erhöhung des Fördervolumens ist in der Diskussion", erklärte der stellvertretende Leiter der Abteilung "Neue Infrastruktur-Paradigmen und Experimentelle Einrichtungen" in der EU-Generaldirektion "Medien und Informationsgesellschaft", Max Lemke, heute auf dem Future Internet Symposium FIS 2009 in Berlin. Um die Höhe werde noch gerungen – im Gespräch seien etwa 100 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich – "mal sehen, was am Ende dabei herauskommt".

Geplant seien des Weiteren Public-Private-Partnerships, in denen bei hälftiger Industriefinanzierung über die nächsten fünf Jahre mit einem FuE-Volumen von einer Milliarde Euro die Entwicklungen vorangetrieben werden könnten. Die Branche habe bereits signalisiert, dass sie sich entsprechend beteiligen wolle; nun komme es darauf an, die Details festzuzurren. "In der Vergangenheit hat Europa vom Internet weniger profitiert als andere Länder", erklärte Lemke; jetzt gelte es, den "Early Mover"-Vorteil zu neuen Internet-basierten Märkten zu nutzen. Als treibende Faktoren für diese Märkte nannte er Mobilität, Video übers Netz, Dienste und Sicherheit über "Open Trusted Platforms" in einer vertrauenswürdigen Informationsgesellschaft. In diesen Feldern seien die Arbeiten am Future Internet "eine Chance für Europa".

Der Brüsseler Fachbeamte ist in der Generaldirektion für FIRE verantwortlich, die europäische "Future Internet Research and Experimentation Facility", wo ein Testbed eingerichtet ist, auf dem Forschergruppen neue Internetprotokolle auf der Netz- und Transportschicht austesten können. "Wir wollen 2010 in Betrieb gehen", verdeutlicht Lemke und erinnerte daran, dass auch das heutige Internet aus Experimenten hervorgegangen sei. Unter dem Dach von FIRE werde nicht nur die Zusammenschaltung bereits existierender Netz-Testbeds befördert, sondern auch Mittel für die Entwicklung von Anwendungen bereitgestellt, die die Versuchsplattformen "als Spielwiese für die Forschung auf Systemebene" nutzen. Angestrebt sei, FIRE zum Kern einer Public-Private-Partnership zum Future Internet zu machen. (Richard Sietmann) / (pmz)