20 Jahre Smartphone: Mit IBMs Simon fing alles an

Vor 20 Jahren kam das erste "Smartphone" auf den Markt: Auf dem ĂĽber 500 Gramm schweren Simon Personal Communicator von IBM konnte man damals sogar schon Apps installieren - und eine Tastatur mit Zeichenvorhersage gab es auch.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 109 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Klobig, kontrastarm, aber extrem innovativ: IBMs Simon.

Vor 20 Jahren begann in den USA die Erfolgsgeschichte des Smartphones: Am 16. August 1994 kamen die ersten Exemplare des Simon Personal Communicator auf den Markt – auch wenn das Wort "Smartphone" damals noch gar nicht existierte. Hersteller IBM vermarktete das 510 Gramm schwere Gerät als Kombination aus Mobiltelefon und PDA. Gefertigt wurde der aus heutiger Sicht unangenehm klobige Klotz (23 Zentimeter hoch!) von Mitsubishi. Größter Kritikpunkt war damals allerdings nicht das Design, sondern das Display: Das hatte nämlich nicht nur eine sehr geringe Auflösung (160 × 293 Pixel), sondern war vor allem extrem kontrastarm. Der Akku hielt im Telefonie-Modus nur eine Stunde lang, vermutlich legte IBM deshalb auch gleich zwei Nickel-Cadmium-Akkus bei.

Angetrieben wurde Simon von einem mit 16 MHz getakteten, x86-kompatiblen Vadem-Prozessor, der auf ein MByte Arbeitsspeicher zugreifen konnte. Der Festspeicher war ebenfalls ein MByte groß. Hierauf konnten Zusatzprogramme – heute Apps genannt – installiert werden, die entweder per Download oder über PCMCIA-Erweiterungskarte aufs Gerät kamen. Richtig in Fahrt kam das Simon-App-Ökosystem allerdings nicht, genaugenommen gab es nur ein einziges Zusatzprogramm: "DispatchIt", ein früher Remote-Desktop-Vertreter. Die Host-Software für den PC kostete damals straffe 2999 US-Dollar, für den Simon-Client wurden 299 US-Dollar fällig.

IBM Simon: Klobig, aber innovativ (5 Bilder)

Bedient wurde der Simon mit einem Stylus.
(Bild: IBM)

Als Betriebssystem kam kurioserwes das MS-DOS-kompatible ROM-DOS von Datalight zum Einsatz. Mit der Kommandozeile mussten sich Simon-Nutzer dennoch nicht herumärgern; hatte IBM doch eine grafische Benutzeroberfläche namens Navigator entwickelt. Bedient wurde der Smartphone-Pionier mit einem Stylus. Die Software-Tastatur bot sogar eine Zeichen-Vorhersage namens "PredictaKey": Je nach eingetipptem Buchstaben schlug sie die sechs wahrscheinlichsten nächsten Zeichen vor. Außerdem an Bord: Ein Zeichenprogramm, Adressverwaltung, Kalender, Taschenrechner und ein Verschiebepuzzle – aber kein Webbrowser.

Obwohl 50.000 Stück verkauft wurden und IBM bereits an einem Simon-Nachfolger arbeitete, kam kein neuer Personal Communicator auf den Markt – wie so oft in der Technikgeschichte war Simon zu früh dran, die Welt war fürs Smartphone noch nicht reif. IBMs innovatives Gerät wird jetzt zumindest museale Ehre zuteil: Anlässlich des 20jährigen Jubiläums bekommt IBMs Simon im Oktober einen festen Platz im London Science Museum.

(jkj)